Im Obergeschoss des Jugendstilbaus der Kunsthalle erwarten Sie neu gestaltete, sorgfältig kuratierte Räume. Tauchen Sie ein in die faszinierende Sammlung der Kunsthalle.
Die Sammlungspräsentation führt Sie durch stimmungsvolle Landschaftsdarstellungen des frühen 19. bis 20. Jahrhunderts von Meistern wie Caspar David Friedrich und Carl Spitzweg. Darauf folgen Werke bedeutender deutscher Impressionisten wie Max Liebermann und Lovis Corinth, ergänzt durch ausdrucksstarke Gemälde und Skulpturen des Informel sowie eine beeindruckende zeitgenössische Videoarbeit. Die Mehrkanal-Videoinstallation "Breker CCTV" von Itamar Gov wird hier als Neuankauf durch den Förderkreis der Kunsthalle Mannheim e.V. erstmals als Teil der eigenen Sammlung präsentiert.
Itamar Gov "Breker CCTV"
Der Künstler Itamar Gov (*1989 in Tel Aviv) befragt in seinem Werk die komplexen Beziehungen zwischen Geschichte, Ideologie und Ästhetik. Mit der Mehrkanal-Installation „Breker CCTV“ reagiert er auf den Umstand, dass heute in Deutschland im öffentlichen Raum über 300 Werke von Künstlern stehen, deren Name sich auf der sogenannten „Gottbegnadeten-Liste“ aus dem Jahr 1944 findet: Künstler also, die im Nationalsozialismus gefördert und vom Regime als besonders wichtig erachtet wurden.
Auf Monitoren sehen wir 16 dieser Werke von Künstlern der „Gottbegnadeten-Liste“ wie Arno Breker, Georg Kolbe und Willy Meller, die Gov an ihrem jeweiligen Standort gefilmt hat – alles Aktplastiken, deren Entwurf oder Realisierung in die Jahre 1933 bis 1945 datiert. Die Bronze- und Steinskulpturen erinnern nicht an eine bestimmte historische Persönlichkeit oder ein bestimmtes Ereignis, sondern zeigen anonyme Männer und Frauen, Darstellungen einer imaginären überlegenen Menschheit. Athletisch, nackt und entschlossen stehen die Figuren überall in Deutschland auf Hauptplätzen, in grünen Parks, neben Seen und an Eingängen von Gebäuden, blicken zum Horizont und warten auf eine Zukunft, die nie Wirklichkeit wurde.
Der Titel der Installation setzt sich aus dem Nachnamen von Arno Breker, der unter den bildenden Künstlern an erster Stelle auf der Liste steht, und der englischen Abkürzung für Closed-Circuit-Television, also Videoüberwachung, zusammen. „Breker CCTV“ ruft nicht von ungefähr die Assoziation eines Überwachungsraums hervor und versetzt uns quasi in die Rolle von Wachpersonal. Wir sind eingeladen, uns der videografischen Beobachtung der figurativen Plastiken anzuschließen und auch der Frage, ob von diesen, ihrer Form und ihrem Inhalt, eine potenzielle Gefahr ausgeht. Stellt Gov mit „Breker CCTV“ doch infrage, was er als Legitimation dafür erachtet, dass die Skulpturen im öffentlichen Raum belassen wurden und werden: die Annahme, dass sie nicht gefährlich seien.
Zwei Skulpturen aus der Sammlung der Kunsthalle Mannheim, die ebenfalls von Künstlern der „Gottbegnadeten-Liste“ stammen und in der NS-Zeit in die Sammlung aufgenommen wurden, leisten uns dabei unheimliche Gesellschaft.
Von Liebermann bis Slevogt: Impressionismus in Deutschland
Formal gesehen stand der Impressionismus in Deutschland dem Realismus und Naturalismus nahe und war im Gegensatz zum französischen Impressionismus mehr Ton- als Lichtmalerei. Seine Vertreter, vor allem Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt und Fritz von Uhde, lösten Natur und Gegenstände, aber auch die menschliche Gestalt nicht vollständig im Licht auf. Sie suchten ihre Motive in der Natur und der Stadt, behandelten neben Porträts und Genreszenen aber auch immer wieder mythische, historische und sakrale Themen.
Der Berliner Maler Max Liebermann, dessen Schaffen sich im Übergang von der Kunst des 19. Jahrhunderts zur Moderne entwickelte, gilt heute als der Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Als „Apostel der Hässlichkeit“ oder „Herrgottsschänder“ verunglimpft und später von den Nationalsozialisten als Jude verfemt, war Liebermanns Werk zu seinen Lebzeiten einerseits immer wieder heftigen Angriffen ausgesetzt, andererseits übte er als Präsident der Berliner Sezession und der Preußischen Akademie der Künste großen Einfluss aus und spielte eine entscheidende Rolle bei der Förderung der ersten Avantgardebewegung in Deutschland.
Lovis Corinth ist mit acht Bildern und mehr als 40 Grafiken repräsentativ in der Sammlung der Kunsthalle vertreten. Nach Studien in München folgte ein Aufenthalt in Paris, wo ihn vor allem die klassische Salonmalerei interessierte. 1915 wurde er Präsident der Berliner Sezession. Die ungebändigte Vitalität des Künstlers äußerte sich in einer heftigen und spontanen Malerei von ausdrucksstarker Farbigkeit.
Max Slevogt gehört neben Liebermann und Corinth zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Auch er besuchte zunächst die Akademie in München, lebte seit 1901 in Berlin und erwarb 1914 im pfälzischen Neukastel einen Landsitz. Wie in dem Gemälde Blick ins Land regte ihn die Aussicht auf die lichte südwestdeutsche Hügellandschaft zu zahlreichen Bildern an.
Bei Fritz von Uhde, ebenfalls in München tätig und dort Mitglied der Sezession, setzte bereits in den 1890er Jahren ein Wandel zur impressionistischen Auflockerung und zu einer leuchtend intensiven Farbigkeit ein.
Kunst in Deutschland nach 1945: Die Malerei des Informel
Die europäische Kunst der Nachkriegsjahre war durch abstrakte Tendenzen geprägt, für die der Kritiker Michel Tapié 1951 den Begriff Informel fand. Formlosigkeit und Spontaneität prägten diese Kunst in Abgrenzung zur geometrischen Abstraktion, während neben reiner Farbe auch andere bildnerische Materialien wie Gips, Sand oder Zement eingesetzt wurden. In der Überzeugung, dass die formalen Mittel der gegenständlichen Kunst nicht mehr geeignet seien, die Schrecken der Vergangenheit und Fragestellungen der Gegenwart glaubwürdig darzustellen, gaben die Künstler*innen ihre Sicht der Welt in einer gestisch dynamischen, skripturalen oder materialbetonten Ausdrucks- und Zeichensprache wieder.
Als Wegbereiter der informellen Kunst gilt Hans Hartung, der Mitte der 1930er-Jahre nach Frankreich emigriert war, und dessen Balken- und Liniengeflecht sich bei Beschränkung auf wenige Farbtöne zu einer kontemplativen, kalligrafischen Zeichensprache entwickelte. Am Anfang der Entwicklung in Deutschland standen ab den 1950er-Jahren Künstlervereinigungen wie die 1952 in Frankfurt gegründete Gruppe Quadriga mit Bernard Schultze, K.O. Götz, Otto Greis und Heinz Kreutz oder in Düsseldorf die Gruppe 53 mit Gerhard Hoehme, Peter Brüning und Karl Fred Dahmen. In München hatte sich ein weiterer Schwerpunkt um die Gruppe Zen gebildet, zu der Willi Baumeister, Rolf Cavael, Ernst Wilhelm Nay, Emil Schumacher, Hann Trier, Theodor Werner und Fritz Winter gehörten. Eine der ersten deutschen Museumsausstellungen, die die neue Kunst präsentierte, fand 1957/58 unter dem Titel „Eine neue Richtung in der Malerei“ in der Kunsthalle Mannheim statt.
Ende der 1950er Jahre setzte in Deutschland zudem eine künstlerische Entwicklung ein, die mit den Begriffen meditative oder monochrome Malerei bezeichnet wurde und als Abkehr zu den wilden Farbstürmen des Informel zu verstehen war. Im Gegensatz dazu ist sie durch die formale und koloristische Reduktion auf große Farbfelder sowie Verzicht auf heftigen Pinselduktus zugunsten feiner Nuancierungen und serieller Strukturen gekennzeichnet. In Deutschland wandten sich Rupprecht Geiger, Raimer Jochims, Georg Meistermann und Raimund Girke einer monochromen bzw. farblich reduzierten Malerei zu.
Aspekte der Landschaftsdarstellung im 19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert war wie keine Epoche zuvor geprägt von künstlerischen Innovationen im Genre der Landschaftsmalerei. Die Sehnsucht nach dem Süden spielte eine ebenso große Rolle wie der an Bedeutung gewinnende Blick auf Naturdetails.