Wie auf dem Seziertisch arrangiert, erscheinen die zerschnittenen und verarbeiteten Teile exotischer Meerestiere wie Naturstudien. Die Faszination für andersartige Objekte und fremdartige Tiere bestimmt das Werk der französischen Keramik-Künstlerin Elsa Guillaume (*1989). Die Kunsthalle Mannheim präsentiert nun erstmals ihr Werk in Deutschland.
Als Vorlage für ihre Keramiken und Porzellanfiguren verwendet Guillaume verschiedene Formen von maritimen Lebewesen. Hierbei entstehen etwa aus Flossen oder Fischinnereien Objekte, die wie Alltagsgegenstände anmuten, wie Schwimmflossen oder Taucherbrillen. Die kühlen und fein gearbeiteten Objekte bilden einen faszinierenden Kontrast zu den realen weichen Oberflächen ihrer organischen Modelle. Die Künstlerin selbst ist viel auf Reisen und hält ihre Eindrücke in reich illustrierten Tagebüchern fest. Sie erinnern an Reiseberichte der Barockzeit mit Überlieferungen von exotischen Wesen und Bräuchen aus aller Welt, in der akribische Dokumentation auf pure Phantasie trifft.
Elsa Guillaume dokumentiert aber nicht nur. Sie hinterfragt in ihren Arbeiten den eigenen Konsum exotischer Güter im Alltag und die steigende Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten als Luxusgut, die auch schwere klimapolitische Folgen nach sich zieht. Zudem regt sie die Besucher*innen dazu an, den Umgang mit den für uns alltäglichen Nahrungsmitteln zu reflektieren.
Kuratorin: Antonella Meloni