Dem Unrecht auf der Spur: Die Kunsthalle Mannheim widmet dem Thema Provenienzforschung zum Abschluss der Ausstellung „Wieder-Entdecken“ eine Veranstaltungsreihe

„Ein Großteil des Unrechts ist auch heute noch längst nicht aufgearbeitet“, erklärt Dr. Mathias Listl und zielt damit auf die Aufklärung der Kunstraube ab, die zur Zeit des NS-Regimes begangen wurden. Diese Erforschung der Herkunft, der Provenienz eines Kunstwerks, fällt in die kunsthistorische Dis-ziplin der Provenienzforschung. Der Kunsthistoriker Listl erforschte für die Kunsthalle Mannheim die eigenen Sammlungsbestände nach sogenannter Raubkunst. Die Ergebnisse dieser Recherchen sind noch bis zum 31. Ja-nuar 2021 in der Ausstellung „(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle 1933 bis 1945 und die Folgen“ zu sehen. Zu diesem Anlass nimmt die Kunsthalle das Thema Provenienzforschung in einer dreiteiligen Vortragsreihe in den Blick.Den wahrscheinlich prominentesten Fall von aufgedeckter Raubkunst, den Skandal um den Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, thematisiert Dr. Meike Hoffmann am 27. September. Die Projektkoordinatorin der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ gewährt in ihrem Vortrag Einblick in die Spurensuche nach Gurlitts Rolle im NS-Kunsthandel und seinen Netzwerken, die bis ins besetzte Paris im Jahr 1941 führen, an das Deutsche Institut in Paris. Was Provenienzforschung überhaupt bedeutet und warum diese Aufgabe für Mu-seen von so großer Bedeutung ist, veranschaulicht Mathias Listl am 25. Ok-tober. Zum Abschluss der Reihe und der Präsentation „(Wieder)-Entde-cken“, geht Prof. Dr. Christoph Zuschlag der Uni Bonn auf die fast 600 1937 in Mannheim als „entartete Kunst“ beschlagnahmten Kunstwerke ein, be-sonders auf das Gemälde „Die Prise (Der Rabbiner)“ von Marc Chagall. Denn gerade dieses Werk, das sich heute in der Sammlung des Kunstmu-seum Basel befindet, wurde von der nationalsozialistischen Hetzkampagne besonders stark angefeindet.Die Präsentation „(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle 1933 bis 1945 und die Folgen“ wurde am 1. Juni 2018 eröffnet und ist noch bis zum 31. Januar 2021 zu sehen. Die Schau veranschaulicht die Auswirkungen, die die Zeit des Nationalsozialismus bis heute auf die Kunsthalle, ihre Sammlung sowie auf die mit dem Museum verbundenen Menschen hat. Ein Fokus liegt auf dem dauerhaften Verlust von über 500 Werken, den das Museum 1937 im Zuge der Beschlagnahmungen „entarteter Kunst“ erlitten hat. Deutlich wird aber auch, dass die Kunsthalle Mannheim nicht ausschließlich als Opfer zu begreifen ist. In der Ausstellung wird mit den „Kulturbolschewistischen Bil-dern“ gleichzeitig auch der Blick auf jene 1933 von der Kunsthalle Mann-heim durchgeführte Propaganda-Ausstellung gelenkt, die am Anfang der nationalsozialistischen Hetzkampagnen gegen die moderne Avantgarde steht.

Weitere Blogbeiträge

Ein Beitrag von Dr. des. Gunnar Saecker

Ein Beitrag von Dr. des. Gunnar Saecker

Der Künstler Tomas Kleiner hat für die Ausstellung "1,5 Grad.

Kunsthalle Mannheim Logo