Drucken ohne Farbe: Die Kunsthalle Mannheim eröffnet am 23.01. um 19 Uhr eine Sonderausstellung über experimentelle Druckverfahren der 1950er und 1960er Jahre
Nägel drücken sich unter einer Buchseite hervor, glänzende Folie zeichnet runde Spiegelflächen ab, rostiges Metall hinterlässt seinen Abdruck auf Papier – was ist hier noch Graphik, was Skulptur? Die 1950er und 1960er Jahre stehen in der Kunst für den Grenzgang zwischen Gattungen, das Brechen von Regeln. Die Ausstellung „Drucken ohne Farbe“ in der Kunsthalle Mannheim beschäftigt sich vom 24.01. bis zum 24.05. mit Künstler*innen, die Mitte des vergangenen Jahrhunderts an bis dato festen Gesetzmäßigkeiten von Druckgraphik rüttelten. Auf der stetigen Suche nach neuen Techniken und Bildformen begannen sie, immer neue Experimente zu wagen.
Eines dieser Experimente, Graphik ganz neu zu erfinden, kreist um den Versuch, beim unmittelbaren Druckvorgang nicht mittels Farbe, sondern auf alternativen Wegen sichtbare Spuren auf dem gewählten Bildgrund zu hinterlassen. Der Präge- oder auch Reliefdruck etwa lässt Graphiken entstehen, die nur durch Verformung des Trägermediums entstehen und ihren besonderen Reiz aus dem Spiel von Licht und Schatten ziehen. Dass Drucken ohne Farbe keineswegs immer zu farblosen Ergebnissen führen muss, beweisen schließlich Material- und Foliendrucke.
Die in der Ausstellung präsentierten Graphiken von Künstlern wie César, Lucio Fontana, Heinz Mack, Leo Erb oder Günther Uecker veranschaulichen die große Bandbreite dieser neuen, in größerem Maße erst ab den 1960er Jahren eingesetzten Techniken. Das Spektrum der gezeigten Werke reicht dabei von streng geometrisch aufgebauten bis hin zu organisch-expressiven Arbeiten und umfasst viele der ab 1960 aufblühenden Kunstrichtungen wie Pop und Op Art, konkrete Kunst oder Nouveaux Réalistes.