Frauen in der Weimarer Republik - E-Learning

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Das hochformatige Gemälde zeigt eine Frau, die direkt frontal aus dem Bild auf die Betrachter*innen schaut. Ihre braunen Haare sind zu einem Mittelscheitel gekämmt. Die Augen sind braun. Der Mund ist geschlossen. Die Frau ist bis zum Schulteransatz zu sehen. Rechts neben ihr sind weißliche Blumen vor dunklem Hintergrund.

Anita Rée, Bildnis Hildegard Heise, Hamburg, Hamburger © Kunsthalle bpk / Hamburger Kunsthalle / Elke Walford

 

1. Eine neue Zeit bricht an

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) folgte auf das Kaiserreich die sogenannte Weimarer Republik (1918-1933). Dies war die erste Demokratie auf deutschem Boden. Die Weimarer Verfassung eröffnete Frauen viele Freiheiten. Sie druften erstmals wählen und selbst gewählt werden. Universitäten und Akademien durften sie nicht mehr vom Unterricht ausschließen. Dies war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau.

 

 

2. Mode in den 1920er-Jahren

Die Mode der 1920er-Jahre prägt bis heute die Modwelt. Immer wieder werden Schnitte oder modische Details aufgegriffen. Heute spricht man oft von den goldenden Zwanzigerjahren. Doch wer sich nach diesem wilden Jahrzehnt sehnt, der vergisst die großen wirtschaftlichen Probleme und politischen Unruhen.

 
 

 

 

3. Welche Rechte haben Frauen?

Paragraf 109 der Weimarer Verfassung von 1919 hielt fest: "Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten". Doch von einer Gleichberechtigung ohne Einschränkungen war man noch immer weit entfernt.

 

 

4. Aufgepasst

In der Weimarer Republik (1918-1933), also der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Machtübernahme Adolf Hitlers, eröffneten sich Frauen neue Möglichkeiten. Alte Geschlechterrollen wurden aufgebrochen. Frauen hatten sich im Alltag mehr Individualität und Freiheit erkämpft, auch in der Wahl ihres Berufes. Lange Zeit gab es nur wenige Berufe, die eine Frau ergreifen durfte. Das änderte sich mit dem Ende des Kaiserreichs und der Einführung einer Demokratie in Deutschland.

 

 

5. Nachgefragt!

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Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt eine Laborassistentin bei ihrer Arbeit. Sie ist umgeben von Reagenzgläsern, Mikroskopen und Glasflaschen mit unterschiedlichen Substanzen.

Laborassistentin der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn (Studium von Pflanzenkrankheiten), Foto um 1930, akg-images / TT News Agency / SVT

 

Das Gemälde "Laborantin" schuf der Maler Richard Birnstengel 1927. Es zeigt etwas, das in Bezug auf die Emanzipation der Frau in den 1920er-Jahren wichtig ist. 

 

 

6. Quiz: Frauenrechte

Ab dem 18. Jahrhundert schlossen sich Frauen verstärkt zusammen, um für mehr Rechte zu kämpfen. Der Widerstand in der Gesellschaft war allerdings sehr groß.

 
 

 

 

7. Neue Sachlichkeit

Der Titel der Ausstellung lautet "Die Neue Sachlichkeit. Ein Jahrhundertjubiläum". Doch was bedeutet "Neue Sachlichkeit" eigentlich und um welches Jubiläum geht es?

 

 

8. Der Blick in den Spiegel - "Russisches Mädchen mit Puderdose"

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Das querformatige Gemälde zeigt eine junge Frau mit kurzem braunen Haar. Sie ist bis zur Brust zu sehen. In ihren Händen hält sie eine Puderdose und eine Puderquaste. Sie ist schräg zu den Betrachter*innen gewandt, blickt aber auf die offene Puderdose. Zu ihrer Linken ist ein Spiegel, in dem sich ihr Kopf widerspiegelt.
Lotte Laserstein, Russisches Mädchen mit Puderdose, 1928, Städel Museum, Frankfurt am Main © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 bpk / Städel Museum

 

In den 1920er-Jahren entstand ein neues Frauenbild. Die "Neue Frau" war berufstätig, selbstbewusst und unabhängig. Die moderne Mode, die mit den alten Konventionen brach, half dabei, das neue Selbstverständnis nach außen zu tragen. Ob Kleidung, Make-up und Bubikopf auch richtig sitzen, verrät der Blick in den Spiegel. 

Schau dir das Gemälde "Russisches Mädchen mit Puderdose" an. Die Künstlerin Lotte Laserstein hat es 1928 bei einem Wettbewerb eingereicht. Gesucht wurde das schönste deutsche Frauenporträt. In Lasersteins Gemälde wird eine kleine unscheinbare Geste in den Mittelpunkt gerückt.

Typisch für die Neue Sachlichkeit ist, dass die gezeigten Menschen keine großen Gefühlsregungen zeigen. Konzentriert blickt das Mädchen in den Spiegel. Das Gemälde "Resy", das neben Lotter Lasersteins "Russisches Mädchen mit Puderdose" hängt, reichte der Künstler Werner Peiner übrigens bei demselben Wettbewerb ein. Weder er noch Lotte Laserstein gewannen. Beide Frauen im Bild tragen modische Kurzhaarfrisuren. Welches der beiden Bilder hätte bei dir gewonnen?

 

 

9. Frauen studieren Kunst

Lotte Laserstein war eine der ersten Frauen, die in Berlin an der Kunstakademie studieren durften. Gerade viele Kunsthochschulen wehrten sich lange dagegen, Frauen aufzunehmen. Manche warteten sogar solange, bis sie gesetzlich dazu verpflichtet wurden. Laserstein studierte in einer Zeit, die geprägt war von gesellschaftlichen und politischen Unruhen sowie großen wirtschaftlichen Problemen. Doch ihr Talent wird gesehen. Die Künstlerin malt vor allem andere Frauen - oft solche, die wie sie selbst unabhängig und emanzipiert sind.

 

 

10. Das Ende der Weimarer Republik

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete die Karriere Lotte Lasersteins jäh. Die Künstlerin galt als „Dreivierteljüdin“. Sie konnte nicht mehr ausstellen. Ihre Malschule wurde geschlossen. 1937 floh sie schließlich nach Schweden. Vergeblich versuchte Lotte Laserstein, ihre Familie zu sich zu holen. 1943 wird ihre Mutter Meta im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ermordet. Die Schwester Käte überlebt in einem Versteck in Berlin. 

Lotte Lasersteins Werke gerieten fast in Vergessenheit und wurden erst spät wiederentdeckt. Bis ins hohe Alter arbeitete sie weiter. 1993 starb sie im Alter von 94 Jahren in Schweden.

 

Zurück zu alten Rollenbildern und Werten

Viele Freiheiten, die Frauen sich über Generationen hinweg hart erkämpft hatten, verloren sie mit der Machtergreifung Adolf Hitlers schlagartig. Nun waren wieder die konservativen Rollenbilder bestimmend. Frauen hatten sich um ihren Ehemann und die Kinder zu kümmern. Und die Kunst musste den Vorstellungen der Nationalsozialisten entsprechen. Alles andere bezeichneten sie als "entartet". Es kam zu Verboten, Beschlagnahmungen und Zerstörungen.

 

 

11. Anita Rée und das Bildnis der Hildegard Heise

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Das hochformatige Gemälde zeigt eine Frau, die direkt frontal aus dem Bild auf die Betrachter*innen schaut. Ihre braunen Haare sind zu einem Mittelscheitel gekämmt. Die Augen sind braun. Der Mund ist geschlossen. Die Frau ist bis zum Schulteransatz zu sehen. Rechts neben ihr sind weißliche Blumen vor dunklem Hintergrund.
Anita Rée, Bildnis Hildegard Heise, Hamburger Kunsthalle, Hamburg © bpk / Hamburger Kunsthalle / Elke Walford

 

Anita Rée war eine weitere bedeutende Künstlerin zur Zeit der Weimarer Republik. So wie bei vielen ihrer Kolleginnen, geriet auch ihr Werk fast in Vergessenheit. Schon bevor die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, versammelten sie viele Anhänger um sich. Diese hetzten gegen jüdische Mitbürger*innen. Die Künstlerin, die evangelisch getauft war, stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie.

Der berühmte Maler Max Liebermann ermutigt Anita Rée, ihre Kunstausbildung fortzusetzen. Aber in Hamburg, wo sie lebte, war es Frauen noch nicht erlaubt, an einer Akademie zu studieren. Sie musste also weiter privaten Malunterricht nehmen. 

Auf dem Bild hier siehst du Hildegard Heise. Mit den typisch gedeckten Farben der Neuen Sachlichkeit hielt Rée ihre Gesichtszüge genau fest. Hildegard Heise war eine Fotografin der Neuen Sachlichkeit. Sie schaut frontal aus dem Bild, daher können wir ihr direkt in die Augen blicken. Das wirkt fast wie der Blick in einen Spiegel. 

Nach dem frühen Tod von Anita Rée hielt Hildegard Heise die Kunstwerke ihrer Freundin fotografisch fest. Dank dieser Fotos sind die Werke, die unter den Nationalsozialisten als "entartet" galten, gut dokumentiert.

 

 

Hildegard Heise im eleganten Kleid, 1930er Jahre, Rechteinhabe © Nachlass Hildegard Heise, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Anita Rée, Bildnis Hildegard Heise, Hamburger Kunsthalle, Hamburg © bpk / Hamburger Kunsthalle / Elke Walford

 

 

 

12. Das Selbstporträt

Sich selbst zu malen hat eine lange Tradition. Selbstbildnisse (Porträts) soll es bereits in der Antike gegeben haben. In der Renaissance, der Epoche, die auf das Mittelalter folgte, erstarkte das Selbstbewusstsein der Künstler. Sie selbst erachteten sich nun selbst als bildwürdig und setzten sich mit dem Kunstwerk ein Denkmal

Diese Selbstporträts stammen fast ausschließlich von Männern, denn Künstlerinnen, die in von der Öffentlichkeit wahrgenommen und geschätzt wurden, gab es kaum. Wie bereits erwähnt, hatten Frauen erst im 20. Jahrhundert Zugang zu Kunstakademien. Zuvor konnten sie lediglich an privaten kostenpflichtigen Malschulen studieren. Auch nach einem solchen Studium standen sie meist im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Bis heute dauert der Kampf um die Gleichstellung in der Kunstwelt an. 

Betrachte das Selbstporträt der Künstlerinnen Eduard Christian Müller

Fridel Dethleffs-Edelmann, Selbstbildnis, 1932, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München bpk / Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Eduard Christian Müller, Selbstbildnis, 1817, Staatsgalerie Stuttgart, Vermächtnis Margarete von Müller 1937

 

 

 

 

13. Bitte lächeln!

Typisch für Porträts der Neuen Sachlichkeit ist ein Gesichtsausdruck, der keine großen Gefühlsregungen zeigt. Die Menschen in den Gemälden oder auf den Fotos wirken ernst, nachdenklich oder gar melancholisch. Den Künstler*innen war es wichtig, in ihren Bildern möglichst objektiv, also sachlich zu bleiben. Große Emotionen waren da fehl am Platz. 

Heute ist es eher umgekehrt. In Zeiten von Social Media sind wir es gewohnt, von Bildern umworben zu werden, die besonders ausdrucksstark sind. Wie hätte sich Fridel Dethleffs-Edelmann vielleicht heute als selbstbewusste Künstlerin in Szene gesetzt?

Setze deine Idee mit Wasserfarben auf Papier oder als digitale Collage um.

 

Was du dazu brauchst

Zeichenpapier DIN A3 und Bleistift sowie Farbkasten

oder

Bildbearbeitungsprogramm