Frauen in der Weimarer Republik - Im Museum

Standort: Raum 3, Ebene 0, Hector-Bau

 

1. Aufgepasst

In der Weimarer Republik (1918-1933), also der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Machtübernahme Adolf Hitlers, eröffneten sich Frauen neue Möglichkeiten. Alte Geschlechterrollen wurden aufgebrochen. Frauen hatten sich im Alltag mehr Individualität und Freiheit erkämpft, auch in der Wahl ihres Berufes. Lange Zeit gab es nur wenige Berufe, die eine Frau ergreifen durfte. Das änderte sich mit dem Ende des Kaiserreichs und der Einführung einer Demokratie in Deutschland.

 

Schau dir folgende Werke genau an:

August Wilhelm Dressler, Die Plätterin, 1923

Richard Birnstengel, Laborantin, 1927

Kay Heinrich Nebel, Wäscherinnen, 1929

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Frauen in Deutschland heute grundsätzlich jeden Beruf ergreifen können, den sie wollen. Im Kaiserreich (1871-1918) arbeiteten Frauen als Dienstmädchen, Fabrikarbeiterinnen, Lehrerinnen und Gouvernanten, Krankenschwestern oder Wäscherinnen

In den 1920er-Jahren eröffneten sich dann neue Möglichkeiten. Viele Frauen waren als Sekretärin, Stenotypistin, Telefonistin oder Verkäuferin tätig. Durch die voranschreitende Industrialisierung und Technisierung entstanden auch naturwissenschaftliche Berufsfelder, wie die der Laborantin. Dank der Weimarer Verfassung konnten die Hochschulen Frauen auch nicht mehr das Studium verwehren.

 

 

 

2. Nachgefragt!

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Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt eine Laborassistentin bei ihrer Arbeit. Sie ist umgeben von Reagenzgläsern, Mikroskopen und Glasflaschen mit unterschiedlichen Substanzen.

Laborassistentin der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn (Studium von Pflanzenkrankheiten), Foto um 1930, © akg-images / TT News Agency / SVT

 

Das Gemälde "Laborantin" schuf der Maler Richard Birnstengel 1927. Es zeigt etwas, das in Bezug auf die Emanzipation der Frau in den 1920er-Jahren wichtig ist. 

 

 

3. Quiz: Frauenrechte

Ab dem 18. Jahrhundert schlossen sich Frauen verstärkt zusammen, um für mehr Rechte zu kämpfen. Der Widerstand in der Gesellschaft war allerdings sehr groß.

 

 

4. Unter die Lupe genommen: Jeanne Mammen "Die Pause"

Schau dir die Zeichnung „Die Pause“ genau an. Die Künstlerin Jeanne Mammen hat sie 1929 geschaffen. Mammen war eine bedeutende Künstlerin der Weimarer Republik (1918-1933). Ihre Zeichnungen erschienen in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen. Mit spitzer Feder führte sie vor Augen, wie das moderne Leben aussah, und zeigte offen, über was sich die konservativen Bürger*innen empörten.

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Mädchen im Klassenzimmer. Klosterschule, Mädchen im Klassenzimmer, 1925  © akg-images / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com

 

Disziplin

Auch wenn es in 1920er-Jahren bereits viele Ansätze gab, die strengen autoritären Lehrmethoden aufzubrechen, wehte an den meisten Schulen noch ein anderer Wind. Disziplin, Gehorsam und Fleiß waren die wichtigsten Grundpfeiler dieser Erziehungsmethoden. Wer nicht gelernt hatte oder sich nicht benahm, bekam den Rohrstock zu spüren.

 

 

5. Schule in den Zwanzigerjahren

1920 wurde in Deutschland eine allgemeine vierjährige Grundschule eingeführt, die für alle verbindlich war. Das gab es in Deutschland zum ersten Mal. Lange Zeit gab es überhaupt keine Schulpflicht und später musste man Schulgeld zahlen. Deshalb hatte trotz allem nur ein Bruchteil der Kinder Zugang zu Bildung. Ab 1920 waren die vierjährige Grundschule sowie die weiteren vier Jahre Volksschule kostenlos

1. Eine Volksschulklasse um 1923 © akg-images / Interfoto 2. Vier Schulanfänger mit Schultüten am 16.3.1928 © akg-images / TT News Agency / SVT

 

Nach 8 Jahren hatten die Kinder einen Volksschulabschluss. Wer allerdings auf eine Mittelschule (Realschule) oder ein Gymnasium wechselte, der musste Gebühren zahlen. Übrigens wurden Mädchen und Jungen meist in der Oberschule getrennt unterrichtet.

 

6. Sütterlin

Hattest du schon einmal ein Schulheft aus den Zwanzigerjahren in deinen Händen? Dann fiel es dir vermutlich schwer, das Geschriebene zu entziffern. Die Kinder lernten in der Schule nämlich die Sütterlin-Schrift. Diese Schrift wurde von 1915 bis ungefähr 1940 in den Schulen gelehrt.

 

 

7. Neue Sachlichkeit

Der Titel der Ausstellung lautet "Die Neue Sachlichkeit. Ein Jahrhundertjubiläum". Doch was bedeutet "Neue Sachlichkeit" eigentlich und um welches Jubiläum geht es?

 

 

8. Mode in den Zwanzigerjahren

Aufgepasst!

In den 1920er-Jahren machten Frauen durch die Wahl ihrer Kleidung und ihres Haarschnitts deutlich, dass sie mit dem traditionellen Rollenbild brachen. Ihre Leben kreiste von nun an nicht mehr um Kinder, Küche und Kirche, wie es noch im Kaiserreich (1871-1918) gefordert wurde.

 

Die Weimarer Republik (1918-1933), die erste Demokratie auf deutschem Boden, eröffnete Frauen viele neue Möglichkeiten. Dadurch wandelten sich die Rollenbilder allmählich. Doch bis heute geht der Kampf um die Gleichstellung weiter.

 

Make-Up Tutorial

Nun betrachte das Werk "Logenlogik", dass die Künstlerin Dodo (Dörte Clara Wolff) 1929 geschaffen hat. Hier wird deutlich, wie sich Frauen in den Zwanzigerjahren schminkten, um ihren selbstbewussten Auftritt zu unterstreichen. Beschreibe stichpunktartig, was du siehst.  

Den ganzen Abend starrt er auf die Bühne...

Dodo war eine wichtige Künstlerin der Neuen Sachlichkeit. Wie ihre Kollegin Jeanne Mammen arbeitete sie für unterschiedliche Zeitschriften. Die dort veröffentlichten Zeichnungen befassten sich mit dem Großstadtleben. Gerne nahm Dodo die Oberflächlichkeit der Glamourwelt aufs Korn. Die Zeichnung "Logenlogik", die du hier siehst, wurde am 8. November 1929 veröffentlicht. Die Bildunterschrift lautete: "Solch ein Idiot! Den ganzen Abend starrt er auf die Bühne. Geh' ich dazu ins Theater?" 

 

 

9. Eine weltweite Krise

Als diese Zeichnung veröffentlicht wurde, hatte die Weltwirtschaftskrise bereits eingesetzt. Am sogenannten "Schwarzen Freitag", dem 25. Oktober 1929, verloren viele Menschen ihr Geld, das sie in Aktien und Wertpapieren angelegt hatten. Weltweit kam es zu großen wirtschaftlichen Problemen. Millionen von Menschen wurden in Deutschland arbeitslos

 

 

Karl Arnold, Sparmaßnahmen, Simplisissmus, Jahrgang 35, Nr. 36, 1. Dezember 1930

 

10. Von Angst und Verzweiflung profitieren

Die Weltwirtschaftskrise führte zu Massenarbeitslosigkeit und Existenzängsten. Davon profitierten die Nationalsozialisten. Adolf Hitler und seine Anhänger lockten mit dem Versprechen, das Chaos zu beseitigen. 

Wie viele Künstler*innen hatte die jüdische Künstlerin Dodo nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 keine Möglichkeit mehr, mit ihrer Kunst Geld zu verdienen. 1936 wanderte sie nach England aus. So konnte sie der Deportation der deutschen Juden in Ghettos, Lager und Vernichtungsstätten durch das Nationalsozialistische Regime entgehen, denn 1941 wurde den verbliebenen Juden die Auswanderung aus dem Deutschen Reich verboten.

 

 

11. Der Blick in den Spiegel - "Russisches Mädchen mit Puderdose"

In den 1920er-Jahren entstand ein neues Frauenbild. Die "Neue Frau" war berufstätig, selbstbewusst und unabhängig. Die moderne Mode, die mit den alten Konventionen brach, half dabei, das neue Selbstverständnis nach außen zu tragen. Ob Kleidung, Make-up und Bubikopf auch richtig sitzen, verrät der Blick in den Spiegel. 

Schau dir das Gemälde "Russisches Mädchen mit Puderdose" an. Die Künstlerin Lotte Laserstein hat es 1928 bei einem Wettbewerb eingereicht. Gesucht wurde das schönste deutsche Frauenporträt. In Lasersteins Gemälde wird eine kleine unscheinbare Geste in den Mittelpunkt gerückt.

 

Typisch für die Neue Sachlichkeit ist, dass die gezeigten Menschen keine großen Gefühlsregungen zeigen. Konzentriert blickt das Mädchen in den Spiegel. Das Gemälde "Resy", das neben Lotter Lasersteins "Russisches Mädchen mit Puderdose" hängt, reichte der Künstler Werner Peiner übrigens bei demselben Wettbewerb ein. Weder er noch Lotte Laserstein gewannen. Beide Frauen im Bild tragen modische Kurzhaarfrisuren. Welches der beiden Bilder hätte bei dir gewonnen?

 

12. Frauen studieren Kunst

Lotte Laserstein war eine der ersten Frauen, die in Berlin an der Kunstakademie studieren durften. Gerade viele Kunsthochschulen wehrten sich lange dagegen, Frauen aufzunehmen. Manche warteten sogar solange, bis sie gesetzlich dazu verpflichtet wurden. Laserstein studierte in einer Zeit, die geprägt war von gesellschaftlichen und politischen Unruhen sowie großen wirtschaftlichen Problemen. Doch ihr Talent wird gesehen. Die Künstlerin malt vor allem andere Frauen - oft solche, die wie sie selbst unabhängig und emanzipiert sind.

 

 

 

13. Das Ende der Weimarer Republik

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete die Karriere Lotte Lasersteins jäh. Die Künstlerin galt als „Dreivierteljüdin“. Sie konnte nicht mehr ausstellen. Ihre Malschule wurde geschlossen. 1937 floh sie schließlich nach Schweden. Vergeblich versuchte Lotte Laserstein, ihre Familie zu sich zu holen. 1943 wird ihre Mutter Meta im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ermordet. Die Schwester Käte überlebt in einem Versteck in Berlin. Lotte Lasersteins Werke gerieten fast in Vergessenheit und wurden erst spät wiederentdeckt. Bis ins hohe Alter arbeitete sie weiter. 1993 starb sie im Alter von 94 Jahren in Schweden.

Zurück zu alten Rollenbildern und Werten

Viele Freiheiten, die Frauen sich über Generationen hinweg hart erkämpft hatten, verloren sie mit der Machtergreifung Adolf Hitlers schlagartig. Nun waren wieder die konservativen Rollenbilder bestimmend. Frauen hatten sich um ihren Ehemann und die Kinder zu kümmern. Und die Kunst musste den Vorstellungen der Nationalsozialisten entsprechen. Alles andere bezeichneten sie als "entartet". Es kam zu Verboten, Beschlagnahmungen und Zerstörungen.

 

 

14. Musik und Tanzvergnügen

In den 1920er-Jahren entwickelte sich in den Großstädten ein reges Nachtleben. Der Alltag war geprägt von Unruhen auf den Straßen und Entbehrung. In Tanzlokalen, Kinos, Kabaretts oder Bars konnte man für einige Stunden die Sorgen vergessen. In den Tanzlokalen wurde Jazz gespielt, eine Musikrichtung, die aus den USA stammte. Jazz war die Musik der Afro-Amerikanern.  Dazu tanzte man den Shimmy oder Charleston. Das erfordete vollen Körpereinsatz - zur Empörung der konservativen Bürger! Die Jugend brach mit den Moralvorstellungen und den Geschlechterrollen. Musik und Tanz bedeutete Freiheit!

 

15. Das Selbstporträt

Sich selbst zu malen hat eine lange Tradition. Selbstbildnisse (Porträts) soll es bereits in der Antike gegeben haben. In der Renaissance, der Epoche, die auf das Mittelalter folgte, erstarkte das Selbstbewusstsein der Künstler. Sie erachteten sich nun selbst als bildwürdig und setzten sich mit dem Kunstwerk ein Denkmal

Diese Selbstporträts stammen fast ausschließlich von Männern, denn Künstlerinnen, die in von der Öffentlichkeit wahrgenommen und geschätzt wurden, gab es kaum. Wie bereits erwähnt, hatten Frauen erst im 20. Jahrhundert Zugang zu Kunstakademien. Zuvor konnten sie lediglich an privaten kostenpflichtigen Malschulen studieren. Auch nach einem solchen Studium standen sie meist im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Bis heute dauert der Kampf um die Gleichstellung in der Kunstwelt an. 

 

Gehe nun abschließend in den hinteren Teil der Ausstellung und schau dir die hier versammelten Selbstbildnisse der männlichen Künstler an.

Nun Betrachte das Selbstporträt der Künstlerin