Grosz "Max Herrmann-Neisse" - E-Learning

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George Grosz, Porträt des Schriftstellers Max Herrmann-Neiße, 1925, Kunsthalle Mannheim © Estate of George Grosz, Princeton, N.J. / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 (Foto: Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas)

 

 

"Brutalität! Klarheit, die wehtut! Zum Einschlafen gibt's genügend Musiken! […] Pinsle, was das Zeug hält – fang die rasende Zeit ein …"

George Grosz in: Herbert Knust (Hg.): George Grosz. Briefe 1913-1959, 1979, S. 62 (Brief an Otto Schmalhausen 22.04.1918).

 

 

1. Aufgepasst!

Betrachte das Bild genau und beantworte das folgende Quiz.

 

 

2. Max Herrmann-Neiße

 

 

3. Berufsbild

George Grosz hat sich ganz auf die kleine im Sessel sitzende Figur konzentriert. Der Raum, in dem er sich befindet, gibt keine weiteren Aufschlüsse über die Person. Mit welchen Gegenständen hätte George Grosz den Schriftsteller, Kritiker und Schauspieler ausstatten können, um ihn näher zu beschreiben?

Skizziere drei Gegenstände, die dir spontan in den Sinn kommen, mit Bleistift und Papier oder einer App.

 

 

4. George Grosz: Mit spitzer Feder und scharfem Blick

Der Künstler, der dieses Bild gemalt hat, heißt George Grosz. Er war ein Freund von Max Herrmann-Neiße. Als das Gemälde entstand, lebten beide in der Großstadt Berlin. Im Laufe ihres Lebens schrieben sie sich viele Briefe.

Hier kannst du mehr über den Künstler erfahren.

 

 

4. Neue Sachlichkeit und Weimarer Republik

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) beobachtete der Direktor der Kunsthalle Mannheim eine "neue Welle von Gesinnungen" in der Kunst. Er nannte sie Neue Sachlichkeit. Künstler*innen dieser Strömung interessierten sich für eine naturnahe, sachliche Wiedergabe von Menschen, Landschaft oder Dingen des Alltags. Hier kannst du mehr über die Neue Sachlichkeit und die Weimarer Republik erfahren.

 

 

5. Neue Sachlichkeit

Neue Sachlichkeit war also die prägende Kunstrichtung der Weimarer Republik (1918-1933). Man war darum bemüht, die Wirklichkeit ganz sachlich und nüchtern einzufangen. 

Typisch für diese Strömung ist, dass etwa körperliche Besonderheiten gezeigt werden. Falten, Narben oder bestimmte Eigenheiten werden genau eingefangen ohne zu beschönigen. Die Farben sind meist eher gedeckt und ruhig. In den Porträts blicken die Menschen oft ernst. Das Porträt des Schriftstellers Max Herrmann-Neiße weist alle diese Kennzeichen auf.

 

 

6. Die Weimarer Republik und die Neue Frau

Mit der Weimarer Republik (1918-1933) öffneten sich in Deutschland den Frauen erstmals viele Tore. Sie durften endlich wählen und gewählt werden und damit die Politik mitbestimmen. Laut Verfassung hatten sie nun grundsätzlich die gleichen Rechte wie Männer. Zwar mussten sie noch immer gegen viele Widerstände und alte Rollenbilder ankämpfen, aber das Selbstbewusstsein der modernen Frau wuchs. Zahlreiche junge Frauen gingen in die Großstädte, um zu arbeiten. Sie waren unabhängig und gingen ohne männliche Begleitung - das war neu - in Cafés und Bars, in Varietés oder ins Kino. Gerade Berlin hatte viel zu bieten.

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Das hochformatige Gemälde zeigt eine Frau mit dunklen kurzen Haaren, die in einem Lokal an einem Tisch sitzt. Sie blickt direkt aus dem Bild. hinter hier sind angeschnitten an anderen Tischen sitzend zwei weitere Personen angedeutet.
Christian Schad, Sonja, 1928, Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin Eigentum des Vereins der Freunde der Nationalgalerie © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 bpk / Nationalgalerie, SMB, Verein der Freunde der Nationalgalerie / Jörg P. Anders

 

Das Gemälde, das du hier siehst, zeigt eine junge, selbstbewusste Frau. Entsprechend der damaligen Mode trägt sie kurzes Haar. Lässig hat sie die Beine übereinandergeschlagen. Sie raucht und blickt den Betrachter*innen selbstbewusst entgegen. Ähnlich wie bei George Grosz ist der Blick auf die Figur sachlich. Die Frau zeigt keine große Gefühlsregung. Dass sie sich vermutlich im "Romanischen Café", einem angesagten Kunst- und Literatentreff befindet, verrät uns die von dir aus linke Figur im Hintergrund.

 

 

 

7. Beschlagnahmt - Die bewegte Geschichte eines Bildes

 

 

8. Raumspiele

Max Herrmann-Neiße sagte einmal, dass von allen Porträts, die ihn darstellen, ihm das von George Grosz am liebsten sei. Der Künstler nahm sich für die beiden Gemälde, die er von seinem Freund schuf, viel Zeit. Er bereitete sie mit Zeichnungen und Studien vor. Das erste Gemälde befindet sich heute in der Kunsthalle Mannheim. Das Zweite ist im Museum of Modern Art in New York.

Im Mannheimer Gemälde war es George Grosz sehr wichtig, den Blick ganz auf die Person zu lenken. Der Raum, in dem der Schriftsteller sich befindet, ist sehr eng und kahl. Das rechte hintere Stuhlbein hätte auf dem Podest, auf dem der Mann leicht erhöht sitzt, gar keinen Platz mehr. Es gibt kein Fenster, das die Sicht auf das belebte Berlin freigibt, kein Bild oder Regal an der Wand. Pflanzen tauchen nur als buntes, fein ausgearbeitetes Muster im Sessel auf. Weder Buch noch Schreibmaschine oder Stift deuten darauf hin, dass hier ein Literat sitzt. Die meisten der damaligen Betrachter*innen erkannten den Mann dennoch sofort. Er war eine bekannte Person des öffentlichen Lebens.

Die kleine Figur, die in dem auffällig geblümten Sessel sitzt, blickt in die Ferne. Auch wer sich nicht mit der Person befasst hat, kann vielleicht etwas von der Neugier, aber auch Schonungslosigkeit und Unerschrockenheit des Schriftstellers und Kritikers erahnen.

 

Was würde sich an der Wirkung und Aussage des Bildes ändern, wenn der Raum, die Sitzgelegenheit oder Farbe und Muster des Polsters anders aussähen? Spiele zwei Szenarien durch und mache dir von deinen Beobachtungen Notizen.

1. Die Vorlage

Nimm das Bild als Vorlage und pause den Umriss der Figur und des Raumes mit Bleistift und Papier ab. Die Umrisszeichnung kannst du kopieren, so dass du mehrere Vorlagen hast.

2. Umgestaltung

Gestalte den Umraum mit Pinsel und Farbe um. Gerne kannst du auch Ausschnitte aus Zeitungen oder Zeitschriften, Tapetenreste oder andere Elemente in dein Bild einkleben.

 

Was du dazu brauchst:

Vorlage: weißes Papier zum Abpausen DIN A3 (alternativ DIN A4), Bleistift

Dein Bild: Wasserfarben, Pinsel, Bleistift, Schere, Kleber, Tonpapier, Zeitungsausschnitte etc.