Endzeitliche radiophone Fassung mit einer Erinnerungssequenz von Johannes R. Becher und den KI-Stimmen Benjamin, Noah, Vincent, Kiana, Tom & Jack
Redaktion, Sprecher, Schnitt, Regie: Heiko Daniels
Dauer 4′39″
Van Hoddis schrieb das Gedicht Weltende im Jahr 1911, kurz nachdem der Halleysche Komet die Erde passiert und eine Massenpanik ausgelöst hatte. Das erwartete Ende blieb jedoch aus bzw. wurde verschoben und drei Jahre später in Gestalt des Ersten Weltkrieges nachgeholt.
Kurt Pinthus stellte das Gedicht 1919 der expressionistischen Gedichtsammlung Menschheitsdämmerung voran. Und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnerte der Dichter J. R. Becher nochmals an die „Zauberhaftigkeit“ dieser acht Zeilen, in denen sich seiner Ansicht nach das expressionistische Lebensgefühl verdichtete: das Gefühl von der Gleichzeitigkeit des Geschehens.
Transkription
Weltende
Jakob van Hoddis
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei,
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Für alle, die gerne noch mehr über das Weltende und diese Produktion erfahren möchten, gibt es hier den Kurzessay Vorausschauende Rückblicke auf das erwartbare Ende.
Die HörBar erweitert Werke und Ausstellungen der KuMa in den akustischen Raum. Sie umfasst Hörspiele, Features, Musik und freie akustische Kunst.