Kunsthalle Mannheim zeigt seit Freitag zwei neue Sammlungs-Präsentationen zu Michel Majerus und weiblichen Positionen
Ein Disaster kündigt sich in der Kunsthalle Mannheim zum Glück nur im Titel der Arbeit „Unexpected Disaster“ von Michel Majerus an. Die monumentale Arbeit, die an Street Art erinnert, nimmt eine ganze Wand im zweiten Obergeschoss des Neubaus ein und ist Teil einer von zwei neuen Sammlungs-Präsentationen, die seit Freitag, 20. Mai 2022, zu sehen sind. Ein Raum ist dem Künstler Michel Majerus gewidmet, der expressive Pinselstriche mit Motiven aus der Pop-Kultur zusammenbringt. Dr. Inge Herold, stellvertretende Direktorin des Museums, kuratierte die neuen Präsentationen und bringt neben der Hommage an Majerus unter dem Titel „Women Only“ Werke von internationalen Künstlerinnen aus der Sammlung des Hauses zusammen, darunter Niki de Saint Phalle und Kiki Smith. In den Räumen war zuletzt die Sonderausstellung „MINDBOMBS“ zu sehen.
20 Jahre ist es her, dass Michel Majerus (1967–2002) unter tragischen Umständen bei einem Flugzeugabsturz verunglückte. Ihm zu Ehren widmet die Kunsthalle Mannheim in Kooperation mit dem Michel Majerus Estate und in Kooperation mit der Sammlung der Landesbank-Baden-Württemberg eine Ausstellung in Kubus 2 des Neubaus. Mit Zitaten aus der Popkultur der 1990er, verlaufenden Farbflecken und Computergrafiken setzte Majerus immer wieder ein starkes Statement für die Malerei an der Schwelle des 21. Jahrhunderts. Einen Ausstellungsraum weiter heißt es dann „Women Only“. Unter diesem Motto richtet Dr. Inge Herold den Blick auf weibliche, häufig unterrepräsentierte Positionen aus der Museumssammlung zwischen 1968 und 2016. Die Auswahl umfasst Werke von Niki de Saint Phalle, die mit einer ihrer berühmten Nana-Figuren vertreten ist, Lynette Yiadom-Boakye, die in ihrer Malerei die Abwesenheit von People of Color in der westlichen Malerei thematisiert und Kiki Smith, die In den „Cadaver-Tables“ Inneres nach außen kehrt.
Ausstellungseröffnung und Performance am Mittwoch, 4. Mai 2022, 19.30 Uhr (MVV Kunstabend)
Für Sara Nabil ist ihre Kunst eine Form des Protests, eine Kritik an patriarchalen Strukturen und ein wesentliches Mittel, um den gesellschaftlichen Wandel zu gestalten. In ihren Rauminstallationen und Fotografien verbindet die afghanische Künstlerin Themen wie Flucht, Traum und Identität und setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen ein.
Die künstlerische Arbeit gibt ihr die Stimme zurück, die ihr in ihrem Heimatland entzogen wurde. Mit ihrer Performance im Atrium der Kunsthalle reagiert sie auf die Folgen der erneuten Machtübernahme der Taliban, in deren fundamentalistischem Weltbild weiblich gelesene Identität durch Geschlechtertrennung sowie durch strenge Kleider- und Verhaltensvorschriften bis zur Unsichtbarkeit reglementiert ist. Nabils Kunstprotest zeigt nicht nur, wie der weibliche Körper mit all seinen Facetten zum Austragungsort politischer Ideologien, kultureller Konflikte und Machtkämpfe wird, sondern auch wie er Selbstbestimmung und Freiheit birgt.
Sara Nabil (*1994, Kabul) studierte Politikwissenschaften an der Karwan University in Kabul und seit 2016 Kunst an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Als politische Künstlerin von den Taliban verfolgt, sind ihre eigene Fluchterfahrung und die Rechte afghanischer Frauen und Mädchen zentrale Themen ihrer Arbeiten.
Im STUDIO präsentiert die Kunsthalle Mannheim aktuelle Positionen zeitgenössischer Kunst. Das STUDIO gewährt dem transdisziplinären Experiment seinen Freiraum. Hier sehen die Besucher*innen in Wechselausstellungen neue Werke von internationalen Kunstschaffenden mit überraschenden Themen und Fragestellungen.
Benefizauktion der ARTgenossen
Diese Ausstellung wurde durch eine Benefizauktion der ARTgenossen, des jungen Fördervereins der Kunsthalle Mannheim, ermöglicht. Die Auktion fand anlässlich des 15-jährigen Bestehens der ARTgenossen im Juli 2021 statt und hatte es sich zum Ziel gesetzt, eine junge Künstler*innengeneration zu unterstützen. Versteigert wurden – passend zum 15. Jubiläum – 15 Werke zeitgenössischer Künstler*innen, unter anderem von Susa Templin, Wolfgang Ganter und Valentina Jaffé. Mit dem Erlös fördert der Förderverein die Ausstellungen junger zeitgenössischer Positionen im STUDIO der Kunsthalle.
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