Morisot zu Gast

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Berthe Morisot

Berthe Morisots Die Themse (1875)

Für ein Jahr ist mit Die Themse ein bedeutendes Werk der französischen Impressionistin Berthe Morisot (1841-1895) aus dem Barberini Museum zu Gast.

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Morisot gehörte zu den wichtigsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Obwohl man sie als Frau im Kunstbetrieb oft unterschätzte – wie ihre Briefe und Tagebücher zeigen –, war ihre Karriere beachtlich. Sie stellte bereits 1864 im Pariser Salon aus. Gemeinsam mit ihrer Schwester erhielt sie Unterricht bei Camille Corot (1796-1875) und bewegte sich in den Kreisen der kulturellen Avantgarde. Eine besonders enge Verbindung pflegte sie zu Édouard Manet (1832-1883), mit dem sie einen intensiven künstlerischen Austausch hatte. Beide inspirierten einander in Technik und Motivwahl. Morisot wurde schließlich zu Manets engsten Vertrauten – und später mit der Heirat seines Bruders auch seine Schwägerin.

Die Themse entstand 1875 während eines Aufenthalts in London und ist das einzige Werk, das dort gemalt wurde. Inspiriert von Werken William Turners (1775-1851) zeigt Morisot eine flüchtige Hafenszene im impressionistischen Stil: Sanft gesetzte Pinselstriche und zarte Grau-Blau-Töne fangen das Licht über dem Wasser ein. Am Bildrand verschwimmen Konturen im atmosphärischen Dunst.

Zentrales Motiv ist ein modernes Eisenschiff. Es hat einen auffallend roten Schlot. Dieses technische Detail hebt sich farblich und inhaltlich von der weichen, natürlichen Umgebung ab. Es symbolisiert den Einfluss der Moderne auf die Landschaft. Morisot gelingt es, ein sensibles Bild der Veränderung zu malen, das gleichzeitig als stiller Kommentar zur Industrialisierung ihrer Zeit gelesen werden kann. 

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