RICHTUNGSWEISENDES DIGITALES PROJEKT DER KUNSTHALLE MANNHEIM UND DES KUNSTMUSEUM STUTTGART WIRD VON DER KULTURSTIFTUNG DES BUNDES GEFÖRDERT

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RICHTUNGSWEISENDES DIGITALES PROJEKT DER KUNSTHALLE MANNHEIM UND DES KUNSTMUSEUM STUTTGART WIRD VON DER KULTURSTIFTUNG DES BUNDES GEFÖRDERT

14.02.20
Anne-Sophie

Die Jury des Fonds Digital der Kulturstiftung des Bundes hat 15 außergewöhnliche digitale Projekte ausgewählt. Die Kunsthalle Mannheim und das Kunstmuseum Stuttgart gehören zu den Geförderten und erhalten gemeinsam eine Summe von 880.000 Euro. Der Fonds Digital, eine Säule im Programm Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes, ermöglicht öffentlich finanzierten Kultureinrichtungen im Verbund, mit neuen digitalen Ausdrucksformen und Ästhetiken zu experimentieren. 

Über Kunsterfahrung lässt sich kaum noch im Singular sprechen, denn Kunst begegnet uns heute an den unterschiedlichsten Orten, in öffentlichen und privaten Zusammenhängen, auf verschiedenen Endgeräten wie PC, Smartphone oder Tablet. Auf diese Loslösung der Kunst von ihrem angestammten Platz in Museen reagiert das vierjährige Projekt mit dem Arbeitstitel »Vom Werk zum Display«. Dabei werden experimentelle Formate konzipiert, die das Potenzial des digitalen Kuratierens und Vermittelns breit ausschöpfen.

Die zentrale Fragestellung wird sein: Wie kann man die Digitalisierung von Kunst aus der spezifischen Form eines Werkes ableiten? Wenn ein Kunstwerk in einem Museum ausgestellt wird, wird versucht, optimale Bedingungen für die spezifischen ästhetischen Qualitäten des Werks herzustellen. Hinsichtlich dieses im Museumswesen selbstverständlichen Anspruchs müssen auch im digitalen Raum die Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale eines Kunstwerks für die Form der Präsentation ausschlaggebend sein. Entsprechend sollen, so die Leitidee des Projekts, gleichermaßen optimale Voraussetzungen für den Transfer eines Kunstwerks auf ein Display geschaffen werden.

Im Vordergrund steht das Kunstwerk

In welcher Form können etwa die in Otto Dix’ Triptychon »Großstadt« oder in Édouard Manets Gemälde »Die Erschießung Kaiser Maximilians« angelegten Narrative digital erzählt werden? Welche Art des Zeigens wird erforderlich, um die verschlungenen Formen und die unterschiedliche Oberflächenhaptik von Skulpturen auf einem Bildschirm zur Geltung zu bringen? Oder welche Möglichkeiten eröffnet das digitale Display für die Präsentation eines Konzeptkunstwerks von Josephine Meckseper oder einer multimedialen Installation von William   Kentridge? Allein die Heterogenität dieser Beispiele führt vor Augen, dass es nicht sinnvoll ist, auf gleich formatierte digitale Datenbankeinträge zu setzen, also auf ein Muster – Abbildung mit Kurzbeschreibung –, das die einmaligen Eigenschaften eines Kunstwerks womöglich einebnet. Vielmehr verfolgt das gemeinsame Projekt einen experimentellen Ansatz, der die Formen der digitalen (Re-)Präsentation aus dem jeweiligen Kunstwerk und dessen strukturgebenden Merkmalen heraus entwickelt.

Die genuin digital kuratierten ›Räume‹ sollen zum einen außerhalb des musealen Kontexts in einem beliebigen Browser abrufbar sein – in einem Raum also, in dem die visuellen Inhalte eines Kunstwerks ausschließlich digital vermittelt werden müssen. Zum anderen sollen die  virtuellen Episoden auch auf Ausgabemedien in den beiden Museen präsentiert werden und das analoge Ausstellungserlebnis ergänzen.

Fruchtbarer Erfahrungsaustausch

Das geförderte Projekt ist ein weiterer Baustein der umfassenden Digitalstrategien beider Museen. Für dieses komplexe Vorhaben wird das Projekt auf die Expertise der in Baden Württemberg zahlreich vorhandenen digitalen Kompetenzen und Ressourcen zurückgreifen. Einer Mitwirkung als Digitale Partner haben bereits folgende Institutionen zugestimmt: das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart.

»Wir freuen uns, die nächsten Schritte in unserer bereits in den Jahren des Umbaus weit  vorangebrachten digitalen Strategie angehen zu können«, so Johan Holten über die Förderung im Fonds Digital. Der neue Direktor der Kunsthalle Mannheim hat das Thema Digitalisierung zur Priorität erklärt. Als erste Amtshandlung initiierte er letztes Jahr zusammen mit dem Kunstmuseum Stuttgart die Antragsstellung bei der Kulturstiftung des Bundes. »Wir möchten innovative Angebote schaffen, die Ausstellungen und Sammlungswerke in den digitalen Raum erweitern, um damit auch jüngere Zielgruppen zu begeistern. Mit der Collection Wall und KUMA App stehen wir noch am Anfang unserer Möglichkeiten.«

Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseum Stuttgart, ist ebenfalls über die Fördermittelzusage glücklich: »Digitalisierung ist eine große Chance für die Museen. Wir können dadurch nicht nur Inhalte über den Museumsbesuch hinaus verfügbar machen, sondern konkret auf die Wahrnehmungsweisen einer zusehends digitalen Gesellschaft reagieren. Seit einigen Jahren arbeiten wir intensiv an unserem digitalen Profil und freuen uns deshalb über die Förderzusage der Kulturstiftung des Bundes, mit der wir die nächste Phase unserer kreativen, digitalen Ideen einläuten können.«

Gefördert im Programm Kultur Digital der Kulturstiftung des Bundes

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