Image
Anita Ree. Halbakt

Neue Sachlichkeit - 916

AUDIOGUIDE
Audio file

Sprecherin:

Das neue weibliche Körperideal der 1920er-Jahre manifestierte sich in der knabenhaft-androgynen Gestalt, die in Zeitschriften, Werbung und Kino reproduziert, aber auch vielfach in der bildenden Kunst der Zeit dargestellt wurde. In der Welt der Unterhaltung waren es die berühmten Tiller Girls, die das Musterbild des schlanken, durchtrainierten Körpers repräsentierten. 

Sprecher:

Die zahlreichen Aktdarstellungen der 1920er-Jahre stehen für den Bruch mit sexuellen Tabus und für einen Kult um Schönheit und Jugend. Das Interesse an der „Modellierung“ des Körpers war ein Phänomen das Parallelen zur heutigen Zeit aufweist. Künsterlinnen wie Kate Diehn-Bitt, Gussy Hippold-Ahnert oder Anita Rée waren dagegen weniger an der bloßen Körperlichkeit interessiert sind, sondern vielmehr an einer psychologischen, emotional beteiligten Art der Darstellung.

Sprecherin:

Für ihren Halbakt wählte Anita Rée eine stärker abstrahierende Sprache. Die Künstlerin galt in den späten 1920er-Jahren als erfolgreiche Vertreterin der neusachlichen Malerei in Hamburg, geriet jedoch nach ihrem Suizid 1933 in Vergessenheit. Von 1922 bis 1925 lebte sie in Positano, dem Sehnsuchtsort vieler Kunstschaffender des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, und fand hier zu einem klaren, sachlichen Stil mit fest gefügtem Bildaufbau, der seine Impulse der italienischen Malerei der Frührenaissance verdankte. Dies zeigt der in Italien entstandene Halbakt vor Feigenkaktus, eine Darstellung voller sinnlicher Erotik, die auch die archaisch anmutende Einheit von Mensch und Pflanzenwelt zum Thema hat.

Hector-Bau > Ebene 0 > Ausstellung Raum 3

Anita Rée (1885–1933)
Halbakt vor Feigenkaktus /
Seminude in Front of a Prickly Pear
1922–25
Öl auf Leinwand / Oil on canvas
66 × 53,5 cm
Hamburger Kunsthalle / bpk
Foto: Elke Walford

Kunsthalle Mannheim Logo