
Transkription
Sprecherin:
Schad hat mit wenigen Gemälden das Bild der Neuen Sachlichkeit geprägt. Wie mit dem Skalpell sezierte er in glattester, fast fotorealistischer Malweise seine Modelle und evozierte eisige Atmosphäre, Emotions- und Teilnahmslosigkeit sowie zwischenmenschliche Distanz. So ist auch sein von der Seite gesehener Halbakt ein Meisterwerk realistischer, präzisester Malerei; äußerst lebensecht erkennt man in der Haut die blauen Äderchen: eine erotische Zurschaustellung des weiblichen Körpers.
Sprecher:
Mit dem Beitritt in die NSDAP gleich im Jahr 1933 reagierte Schad auf die sich verändernden politischen Verhältnisse. Zugleich verlor sein Stil an Schärfe und damit an Aussagekraft. Auch wenn er anders als Werner Peiner oder Adolf Wissel nicht zu den gefragten Künstlern des Nationalsozialismus gehörte, erhielt er mit der Aufgabe, die Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald zu kopieren, dennoch einen lukrativen öffentlichen Auftrag.
Sprecherin:
Das Porträt seiner Gattin Bettina aus dem Jahr 1942 belegt seinen Stilwandel. Der nackte Körper der Frau ist durch das transparente Hemd zu sehen, doch fehlt der Darstellung jegliche Sinnlichkeit oder Spannung. Der im Stil altmeisterlicher Landschaftsmalerei gehaltene Hintergrund unterstützt die konservative Anmutung.
Christian Schad (1894–1982)
Halbakt / Seminude
1929
Öl auf Leinwand / Oil on canvas
55,5 × 53,5 cm
Von der Heydt-Museum Wuppertal
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024