Image
Gerhard Keil. Turner

Neue Sachlichkeit - 919

AUDIOGUIDE
Audio file

Sprecher:

Der Wandel des Arbeitslebens, nicht zuletzt der 1919 eingeführte Achtstundentag, eröffnete breiten Bevölkerungsschichten Zugang zu neuen Freizeitaktivitäten. Hier spielte der Sport eine zentrale Rolle. Neue Spielstätten entstanden, und Großveranstaltungen für Fußball und Rugby wurden ins Leben gerufen.  Auch der Boxsport erfuhr einen enormen Aufschwung, für den in Deutschland Max Schmeling mit verantwortlich war. Seine Kämpfe wurden im Radio live übertragen – das noch junge Medium kreierte seinen ersten Star. 

Sprecherin:

Höhepunkt der Sportbegeisterung stellten die 1936 in Berlin stattfindenden Olympischen Sommerspiele dar, die von Adolf Hitler und der NSDAP propagandistisch benutzt wurden, um den NS-Staat positiv darzustellen. Der Dresdner Maler Gerhard Keil - zu dieser Zeit Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste – lieferte die passenden Gemälde und setzte die Nationalsozialistische Weltanschauung künstlerisch um. 

Sprecher:

Das 1939 entstandene Gemälde „Turner“ visualisiert die ideologische Aufladung des athletischen männlichen Körpers äußerst suggestiv: parallel zur monumentalen Säulenarchitektur laufen die lebensgroßen Gestalten direkt auf die Betrachtenden zu, die in einer Art Unterperspektive zum Aufschauen gezwungen werden. Die scheinbar sachliche und nüchterne Darstellung verkehrt sich in Heroisierung und Pathos. Keil zeigt gleichgeschaltete Körper, die durch Selektion und Training zu völliger Uniformität hergerichtet wurden. Deren Nacktheit enthüllt keine Wahrheiten, sondern ist das rassistische Zerrbild und Teil Nationalsozialistischer Selbstinszenierung.

Hector-Bau > Ebene 0 > Ausstellung Raum 3

Gerhard Keil (1912–1992)
Turner / Gymnasts
1939
Öl auf Leinwand / Oil on canvas
215,5 × 155,5 cm
Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Kunsthalle Mannheim Logo