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Lotte Laserstein. Selbstbildnis

Neue Sachlichkeit - 920

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Sprecherin:

Seit der Renaissance eröffnet das Selbstbildnis Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, sich selbst und ihre künstlerische Konzeption zu definieren und zu reflektieren. Dabei brachten die 1920er-Jahre mit ihren politischen und sozialen Umwälzungen eine Vielzahl von Selbstdarstellungen hervor. Hartlaubs Ausstellung von 1925 schloss jedoch bedeutende Künstlerinnen wie Jeanne Mammen, Kate Diehn- Bitt oder Lotte Laserstein aus. 

Sprecher:

Mit der Einführung des Frauenwahlrechts im Jahr 1918 und der fast vollständigen Öffnung der Kunstakademien in Deutschland für Frauen erweiterten sich die beruflichen Möglichkeiten nach Ende des Ersten Weltkrieges erheblich. Gerade die zahlreichen Selbstbildnisse von Künstlerinnen belegen diese Veränderungen. Sie waren prädestiniert, das neue Frauenbild zu leben und zugleich künstlerisch darzustellen. 

Sprecherin:

Auf ihrem „Selbstporträt im Atelier“, um 1927 gemalt, zeigt sich Lotte Laserstein mit skeptisch, kritisch nachdenklichem Blick, aber selbstbewusst vor der Kulisse der Großstadt Berlin, in deren Konkurrenzumfeld sie sich als junge Künstlerin behaupten musste. Laserstein wurde 1921/22 an die Berliner Kunstakademie aufgenommen und erzielte bald erste Erfolge. Als unverheiratete Frau führte sie ein unabhängiges und unkonventionelles Leben. Ihr zentrales Thema war das Menschenbild, wobei sie häufig – auch als Akt – ihre Lebensgefährtin Traute Rose ins Bild setzte. 

Sprecher:

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten änderte sich ihre Lebenssituation drastisch. Als „Dreivierteljüdin“ war sie 1937 gezwungen, Deutschland zu verlassen. Sie konnte sich in Schweden niederlassen und mit Porträtmalerei über Wasser halten. Doch wie vielen anderen Exilkünstlern und Künstlerinnen ihrer Generation gelang es ihr nicht, an die frühen Erfolge anzuknüpfen.

Hector-Bau > Ebene 0 > Ausstellung Raum 3

Lotte Laserstein (1898–1993)
Selbstporträt im Atelier Friedrichsruher Straße /
Self-Portrait in Studio on Friedrichsruher Straße
ca. 1927
Öl auf Leinwand / Oil on canvas
32 × 42 cm
Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne
Kunst, Fotografie und Architektur, Dauerleihgabe
aus Privatbesitz / On permanent loan from
a private collection
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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