Transkription
Sprecher:
Gerade Berlin hatte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine enorme Entwicklung durchlaufen; doch auch in München oder Stuttgart zeigte sich die fortschreitende Urbanisierung, die nach Ende des Krieges einen Aufschwung erfuhr. Wilhelm Heise feierte den Fortschritt in einer detailverliebten, deskriptiv-dokumentarischen Weise:
Sprecherin:
1935 malt er den „Stiglmaierplatz in München bei Nacht“. Aus einer erhöhten Perspektive bietet er den Betrachtenden einen kleinteiligen, panoramaartigen Blick auf den erleuchteten Platz, der voller Menschen ist, die zu Fuß, auf Fahrrädern oder Mopeds, in Autos oder Straßenbahnen unterwegs sind – ein Bild urbanen Lebens, ermöglicht durch Fortschritt und Technik.
Sprecher:
Nachdem Heise in den 20er und 30er Jahren an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen hatte, wurden 1937 fünf seiner Gemälde als sogenannte „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und vernichtet. Trotzdem erhielt Heise auch unter den Nationalsozialisten weiterhin Aufträge. Zunächst eine Professur für Grafik an der Königsberger Kunstakademie und seit 1943 eine Professur an der Städel-Schule in Frankfurt am Main. Nach Ende des zweiten Weltkrieges übernahm er deren Leitung und Reorganisation als Staatliche Hochschule für bildende Künste.
Wilhelm Heise (1892–1965)
Der Stiglmaierplatz in München bei Nacht /
Stiglmaier Square in Munich at Night
1935
Öl auf Holz / Oil on wood
108 × 123,5 cm
Münchner Stadtmuseum