Strachan 804

Sprecherin:

Im Zentrum dieser Werkgruppe steht die Geschichte von Robert Henry Lawrence Junior, dem ersten afroamerikanischen Astronauten, der für ein nationales Raumfahrtprogramm ausgewählt wurde. Lawrence Jr. diente bei der Air Force als Pilot bevor er als Mitglied in das Raumfahrtprogramm aufgenommen wurde. Seinen ersten Raumflug konnte er jedoch nicht mehr durchführen, da er 1967 bei einem Trainingsflug tödlich verunglückte. Diese unvollendete Mission aufgreifend, ließ Strachan 2018 eine goldene Kanope, auf deren Deckel eine Büste des Astronauten angebracht war, mit einer SpaceX-Rakete ins All befördern, wo es als hybrider Skulptur-Satellit drei Jahre lang die Erde umkreiste. Strachan selbst reiste wiederum ins Juri Gagarin-Kosmonautentrainingszentrum in Star City, Russland, um dort die eigene körperliche Erfahrung einer simulierten Raumfahrt zu machen.
In der Ausstellung können Sie eine spezielle Edition des Skulptur-Satelliten sehen. Er hat die Form einer alten ägyptischen Kanope und ist nach der biblischen Figur HENOCH benannt, von der Strachan sagt: 

Sprecher (als Zitat):

 „Henochs Weg mit Gott war so eng, dass er der einzige Mensch ist, der nie gestorben ist. Er schaffte es direkt in den Himmel.“

Sprecherin:

Ein Text in Neonschrift an der Wand greift Lawrences Geschichte auf und bringt sie wortwörtlich ans Licht. Der Zusammenhang von Licht und historischer Sichtbarkeit ist noch beeindruckender in dem metaphysischen Körper-Porträt „Robert“. Für diese Skulptur hat Strachan Lawrences Kreislaufsystem als lichtpulsierendes Netzwerk dargestellt. Die Figur scheint schwerelos im All zu schweben.

Die Synthese von Kunst und Wissenschaft bringt hier aus einer dramatischen Biografie neue Schönheit hervor. Das ist ein zentraler Punkt in der Poetik von Tavares Strachan: Schönheit zeigt sich als Dialog zwischen Zeiten, Personen und Geschichten.