Marina Leuning's blog

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Kurator Dr. Thomas Köllhofer führt am 10.10.2018 (um 18.30 Uhr) durch die Ausstellung „CALLOT. Graphische Monumente“

Kurator Dr. Thomas Köllhofer führt am 10.10.2018 (um 18.30 Uhr) durch die Ausstellung „CALLOT. Graphische Monumente“

10/08/18
Introtext: 

Wer eine Liebe für filigrane Linienführung hegt, kommt am Mittwoch, den 10.10.2018 (18.30 Uhr) in der Kunsthalle Mannheim auf seine Kosten: Dr. Thomas Köllhofer führt durch die von ihm kuratierte Sonderausstellung „CALLOT. Graphische Monumente“, die die faszinierend kleinteiligen Werke des Künstlers Jacques Callot präsentiert. Die akribischen Feinheiten können mit bereitgestellten Lupen genauer betrachtet werden.

Jacques Callot (1592–1635) gilt als der bedeutendste spätmanieristische Kupferstecher des frühen 17. Jahrhunderts. Er arbeitete für Cosimo di Medici in Florenz und später für die Höfe in Lothringen, Paris, den Niederlanden und Spanien. Kaum einem Künstler ist es wie ihm gelungen, mit der Kunst der Radierung zu Weltruhm zu gelangen. Callot liebte theatralische Grotesken und elegante Hofszenen. Seine Werke leben von einem unerschöpflichen Detailreichtum, dem der geniale Radierer Monumentalität und fesselnde Präsenz verliehen hat. Der Zyklus „Die Schrecken des Krieges“ hat Künstler wie Franzisco de Goya oder Otto Dix beeinflusst. Sein Gesamtwerk umfasst 1.428 Graphiken; die Kunsthalle Mannheim besitzt mit über 500 Radierungen gut ein Drittel.

„Der Galgenbaum“ aus der Serie „Die Schrecken des Krieges“ (1633) ist das bekannteste Blatt von Jacques Callot. Die gewaltsamen Handlungen des 30-jährigen Krieges stellt er keineswegs heroisierend dar, sondern schildert vielmehr nüchtern mit dem ihm eigenen Detailreichtum den Alltag in diesen Zeiten. Gleiches gilt für die großformatigen Darstellungen der Besetzung von Breda oder von La Rochelle. Sowohl seine großformatigen Belagerungsbilder wie auch seine topographisch exakten Landschaften machen diesen Schwerpunkt auf dem täglichen Leben der Menschen deutlich.

Fantasievolle, oft fantastische Ausgestaltungen kennzeichnen Callots Radierungen. Meist bearbeitet er kleine Platten, auf denen er eine vielgestaltige Szene mit einer dicht verwobenen Detailfülle unterbringt. Hauptfiguren stellt er monumental in den Vordergrund. Jede einzelne Figur erzählt eine eigene kleine Geschichte. Um diese detaillierte Kleinteiligkeit seiner Graphiken zu ermöglichen, entwickelt Callot besondere Methoden der Radierung: so benutzte er einen speziellen, härteren Firnis für besonders feine Linien, erzeugte kunstvoll an- und abschwellende Linien mit der „Echope“, um Hell- und Dunkelwerte zu erzeugen, und setzte stufenweise Ätzprozesse ein, die räumlich-atmosphärische Wirkungen erzeugten.

Die Ergebnisse dieser besonderen Techniken präsentiert die Kunsthalle Mannheim in der Ausstellung „CALLOT. Graphische Monumente“ erstmals mit rund 100 Drucken von Jacques Callot. Zahlreiche Blätter konnten mit der großzügigen Unterstützung privater Bildpaten und der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg vorab restauriert werden.

Mittwoch,10.10.2018, 18.30 Uhr
Kuratorenführung durch die Sonderausstellung „CALLOT. Graphische Monumente“ mit  Dr. Thomas Köllhofer
Höfisch, kriegerisch, grotesk. Die große Bandbreite der Themen in Radierungen des Jacques Callot
Kosten: 3 € zzgl. Eintritt

Weitere Kuratorenführungen:
Mittwoch, 24.10.2018, 18.30 Uhr
Mit der Lupe betrachtet. Die besondere Technik der Radierung bei Jacques Callot.

Mittwoch, 14.11.2018, 18.30 Uhr
Monumentalität im Kleinformat. Bildgestaltung und Narration bei Jacques Callot.

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Zu Gast aus aller Welt – Das Aquarell „Im Café (Hakenkreuzritter)“ von Georg Scholz auf Besuch in der Ausstellung „(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle 1933 bis 1945 und die Folgen“

Zu Gast aus aller Welt – Das Aquarell „Im Café (Hakenkreuzritter)“ von Georg Scholz auf Besuch in der Ausstellung „(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle 1933 bis 1945 und die Folgen“

09/26/18
Introtext: 

Von Marc Chagall über Robert Delaunay bis hin zu Georg Scholz reichen die Kunstwerke, die unter dem Titel „Zu Gast aus aller Welt“ an einer Wand der Ausstellung „(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle 1933 bis 1945 und die Folgen“ im Wechsel präsentiert werden. Hier begrüßt die Kunsthalle Werke, die 1937 aus ihrer berühmten Moderne-Sammlung als „Entartete Kunst“ beschlagnahmt wurden und heute in Museen oder privaten Sammlungen auf der ganzen Welt beheimatet sind – oftmals als Glanzstücke der jeweiligen Institution. Dies zeigt eindrücklich, welche Kunstschätze die Kunsthalle einst besessen hat und die ihr durch die nationalsozialistischen Beschlagnahmungen genommen worden sind.
Seit 18. September 2018 kann nun das 1921 entstandene Aquarell „Im Café (Hakenkreuzritter)“ von Georg Scholz im Jugendstilbau bewundert werden. Wie viele der 1937 brutal aus der Sammlung gerissenen Werke hatte die Kunsthalle auch diese kleine, fast prophetische Karikatur eines großbürgerlichen Parteigängers der Nationalsozialisten von dem Mannheimer Kunsthändler Herbert Tannenbaum angekauft. Für 130 Reichsmark kam es 1929 in die Sammlung.Über das Schicksal des Blattes nach seiner Beschlagnahmung ist relativ wenig bekannt: So ist es zwischen 1938 und 1941 im Depot für die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ im brandenburgischen Velten nachzuweisen, ehe sich seine Spuren für Jahrzehnte verlieren. Erst Mitte der 1970er Jahre taucht „Im Café“ wieder im Kunsthandel auf. Heute ist das Aquarell im Bestand der New Yorker Merrill C. Berman Collection, die es freundlicherweise für die Ausstellung „(Wieder-) Entdecken“ als Leihgabe zur Verfügung stellt, wo es bis 02. Dezember 2018 bestaunt werden darf. Die Dauerausstellung „(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle Mannheim 1933 bis 1945 und die Folgen“ veranschaulicht die Auswirkungen, welche die Zeit des Nationalsozialismus bis heute auf die Kunsthalle Mannheim, ihre Sammlung sowie auf die mit dem Museum verbundenen Menschen hat. Ein Fokus liegt auf dem dauerhaften Verlust von über 500 Werken, den das Museum 1937 im Zuge der Beschlagnahmungen „entarteter Kunst“ erlitten hat. Deutlich wird aber auch, dass die Kunsthalle Mannheim nicht ausschließlich als Opfer zu begreifen ist. In der Ausstellung wird mit den „Kulturbolschewistischen Bildern“ gleichzeitig auch der Blick auf jene 1933 von der Kunsthalle Mannheim durchgeführte Propaganda-Ausstellung gelenkt, die am Anfang der nationalsozialistischen Hetzkampagnen gegen die moderne Avantgarde steht.
Mit den bisherigen Ergebnissen der Provenienzforschung an der Kunsthalle Mannheim werden abschließend die Anstrengungen thematisiert, die das Museum aktuell unternimmt, um von den Nationalsozialisten begangenes Unrecht aufzudecken und möglichst wieder gut zu machen. Der Besucher hat hier die Möglichkeit, die komplizierte Suche nach sogenannter NS-Raubkunst in der Mannheimer Sammlung nachzuvollziehen. Die Provenienzforschungsstelle wird gefördert durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste.

(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle Mannheim 1933 bis 1945 und die Folgen
02. Juni 2018 bis 2020
Kurator: Dr. Mathias Listl

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