„The School of narrative Dance“ von Marinella Senatore zieht am 12. Juli 2018 von der Kunsthalle zum Nationaltheater Mannheim

„The School of narrative Dance“ von Marinella Senatore zieht am 12. Juli 2018 von der Kunsthalle zum Nationaltheater Mannheim
07/03/18
Lena Berkler

Was ist ein Kunstwerk? Marinella Senatores Arbeiten entstehen durch öffentliche Mitwirkung. Die bildende Künstlerin arbeitet mit vielen Mitteln – von Video und Fotografie über Zeichnung, Collage, Malerei und Skulptur bis hin zu Klängen. Ihr verblüffendstes Medium ist jedoch der Mensch selbst, der auch bei ihrer öffentlichen Parade „The School of narrative Dance“ am Donnerstag, 12. Juli 2018 zum Einsatz kommt. In Zusammenarbeit mit Mannheimer Bürgern, Vereinen, Clubs und Initiativen choreographiert Marinella Senatore zur Eröffnung des Festivals „Mannheimer Sommer“ eine neue Parade, die vom Atrium der kürzlich eröffneten Kunsthalle Mannheim bis zum Vorplatz des Nationaltheaters führt. Neben Musik und Tanz spielen vor allem die Mannheimer bei dieser Parade die Hauptrolle. (Dauer: ca. 90 Min., Eintritt frei.)
In der Kunsthalle Mannheim wird während des Festivalzeitraums und darüber hinaus (12. Juli bis 26. August 2018) in der BOX eine temporäre Ausstellung von Werken Marinella Senatores zu sehen sein, die ebenfalls am 12. Juli eröffnet wird (17 Uhr).
Marinella Senatore hat ihre Paraden, Performances und sozialen Skulpturen bereits auf der ganzen Welt realisiert – in China, Südamerika, Europa und den USA. Ihr Thema ist der Dialog zwischen individuellen Lebensgeschichten, kollektiver Kultur und sozialen Strukturen, die sich überall gleichen und doch überall unterschiedlich sind.
Senatore (*1977) besuchte die Schule für Schöne Künste in Neapel, die Nationale Filmschule in Rom, das Konservatorium für Musik und absolvierte im Jahr 2006 ihr Kunststudium an der Universität von Castilla-La Mancha (Spanien), wo sie sieben Jahre lang außerordentliche Professorin war. Ab 2003 widmete sie sich künstlerischer und didaktischer Arbeit: Sie war sechs Jahre Professorin an der Universität Complutense Madrid, Gastprofessorin an den Universitäten von Rom, Universität Granada (Spanien), der State University of New York, Columbia University (New York) u.a. Zurzeit lebt und arbeitet sie in Berlin und London.
Marinella Senatores künstlerische Arbeiten sind durch öffentliche Beteiligung gekennzeichnet. Wo auch immer sie eine Arbeit produziert, involviert sie Gemeinschaften und Gruppen in den künstlerischen Prozess, um die kreative Kraft einer Menschenmenge zu fördern und einen Dialog zu initiieren. Dabei geht es der gebürtigen Italienerin nicht nur darum, soziale Prozesse auszulösen, sondern Konzepte wie gesellschaftliche und soziale Verantwortung zu hinterfragen, neue Erzählformen zu finden und schließlich durch gemeinsames Handeln ein kollektives Gedächtnis zu generieren.
In ihrer Arbeit „Rosas“ (2012), einer Oper für die Leinwand, beispielsweise waren 20.000 Menschen aus Spanien, Deutschland und Großbritannien involviert. Zu den Teilnehmern zählten professionelle Tanzgruppen, Laienschauspieler, Tischler, Kunststudenten und Gemeindechöre, die am Libretto als Schauspieler, Sänger oder als Filmcrew beteiligt waren. Sie wurden durch kostenlose Workshops unter der Leitung von lokalen Experten auf die verschiedenen Rollen und Aufgaben für die Produktion der Oper vorbereitet, z.B. in den Bereichen Filmmusik, Dramaturgie und Schnitt.
Die Tatsache, dass Marinella Senatore ihre Kunst als soziales Engagement sieht, zeigt sich besonders deutlich in der „School of narrative Dance“, die sie 2013 gründete. Dabei handelt es sich um eine mobile, kostenlose Schule, die sich auf das Geschichtenerzählen konzentriert, das u.a. auf Emanzipation und Inklusion ausgerichtet ist. Die Ziele dieser speziellen Ausbildung sind Alphabetisierung, Austausch von Fähigkeiten und Nachhaltigkeit.

Eine Koproduktion von Kunsthalle Mannheim und Nationaltheater Mannheim.

the_school_of_narrative_dance_c_senatore_0.jpg

© Marinella Senatore
The School of narrative Dance

Weitere Blogbeitraege

RELOAD: FEMINISM oder: Bin ich eine Person, die viel vermisst?

Für die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist gibt es in der Kunst keine Tabus und keine feste Ordnung: Im Medium des Videos kombiniert sie Unheimliches und Vertrautes und kreiert Bilder, die sich mit Körperlichkeit, Intimität und Sexualität beschäftigen. So auch in der 1986 gedrehten Videoarbeit I’m Not The Girl Who Misses Much, mit der sie in den 1980er-... Blogbeitrag lesen

„Cobra ist eine Kunstform, die die Kindheit anstrebt… mit den Mitteln, die Erwachsenen zur Verfügung stehen“

Wie andere historische Künstlervereinigungen war auch die 1948 gegründete Künstlergruppe CoBrA einerseits auf der Suche nach einer neuen Sprache, neuen Vorbildern und Quellen der Inspiration, andererseits grenzte sie sich deutlich von Positionen ab, die künstlerisch wie gesellschaftlich als konventionell und überholt galten. Als zentral erwies sich die... Blogbeitrag lesen

Seelenverwandt - Anselm Kiefers Verhältnis zu Gershom Sholem und der lurianischen Kabbala

Eine Annäherung aus judaistischer Perspektive Wie wird einer der berühmtesten deutschen Künstler in der aktuellen Forschung behandelt? Gibt es zum Werk Anselm Kiefers überhaupt noch neue Ansätze oder gar offene Fragen, die es zu diskutieren gibt? Diesen Fragen stellte sich die Kunsthalle Mannheim anlässlich der Ausstellung „Anselm Kiefer“ im Jahr 2021 in... Blogbeitrag lesen

Kunst gegen alle Regeln

Materialexperimente und Graffiti bei CoBrA Ein Beitrag von Christiane Wichmann und Eva-Maria Winter „Wir weigern uns, die Kunst als das Eigentum genialer Menschen zu betrachten, und wir glauben, dass das ganze Volk genügend Möglichkeiten in sich trägt, um aktiv am künstlerischen Schaffensprozess teilzunehmen.“ 1 Mit ihren experimentellen Werken strebte... Blogbeitrag lesen

Wiederentdeckte Avantgardistinnen

Die Künstlerinnen von CoBrA "Die Frage der Gleichberechtigung von Frauen – in der Kunst wie in jedem anderen Bereich – hängt weder vom relativen Wohlwollen noch von der Missgunst einzelner Männer, nicht vom Selbstvertrauen oder der Unterwürfigkeit einzelner Frauen ab, sondern vielmehr von der Beschaffenheit unserer institutionellen Strukturen und ihrer... Blogbeitrag lesen