„Liebe, Alltag, Akrobaten. Graphik um 1900“ eröffnet am 24.10.2019 (um 19 Uhr) in der Graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim
„Liebe, Alltag, Akrobaten. Graphik um 1900“ eröffnet am 24.10.2019
(um 19 Uhr) in der Graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim
Selbstbewusst stemmt sie ihre Arme in die Hüfte, blickt verträumt dem
Betrachter entgegen. Ein Bein unter das andere geschlagen, ruht sich die
„Sitzende Tänzerin“ auf einem Sessel aus – vielleicht zwischen zwei Etüden
oder vor ihrem Auftritt? Die undatierte Lithografie von Henri Matisse ist eine
von 40 Werken der Ausstellung „Liebe, Alltag, Akrobaten. Graphik um
1900“, die am Donnerstag, 24.10.2019 (um 19 Uhr), in der Graphischen
Sammlung der Kunsthalle Mannheim eröffnet wird.
Als Ergänzung und Erweiterung der Sonderausstellung „Inspiration Matisse“
präsentiert die Schau Originale und Druckgraphiken aus der Mannheimer
Sammlung, die weitgehend um 1900 entstanden sind. Dazu gehören neben
Blättern von Henri Matisse auch Arbeiten auf Papier von Maurice Denis,
Henri de Toulouse-Lautrec, Émile Bernard, Pierre Bonnard, Édouard
Vuillard und Georges Rouault.
Gemeinsam ist den Künstlern im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20.
Jahrhunderts ihre Suche nach Inspiration und stilistischer Innovation. Die
Technik der Farblithografie erweitert in der Graphik das Experimentierfeld
und eröffnete neue Gestaltungsprinzipien. Während der Blütezeit der
„L’Estampe Originale“ erfahren Drucke Anerkennung als autonome
Kunstwerke. Reine Graphikgalerien handeln Unikate und Editionen als
begehrte „Kunst für Eingeweihte“.
Die ausgestellten Künstler sind parallel oder zeitversetzt Mitglieder diverser
Gruppierungen innerhalb der Schule von Pont-Aven, der Nabis und der
Fauves. Von der Malweise der Impressionisten wenden sie sich ab. Eines
ihrer großen Vorbilder ist Paul Cézanne; auch der japanische Holzschnitt
beeinflusst sie.
Maurice Denis verbildlicht im gleichnamigen Zyklus „Amour“ (1892-1899)
seine Auffassung einer Nabi-Ästhetik unter dem Leitmotiv „Liebe“. Der
selbstgewählte Name ist Programm – abgeleitet vom hebräischen Wort
„Nabiis“ für „Propheten“ oder „Erleuchtete“. Zwischen 1890 bis 1900 finden sich in dieser Gruppe junge Künstler, Musiker, Dichter und Theaterleute
zusammen, um ihre Vorstellungen einer Erneuerung der bildenden Künste
zu verwirklichen. Der Bildgegenstand soll sich der Fläche und Farbe
unterordnen. Unter diesem Motto bereichern zwei Tänzerinnen von Matisse
und Graphiken von Bonnard und Toulouse-Lautrec die Ausstellung.
Auch Pierre Bonnard und Édouard Vuillard suchen Inspiration in der
pulsierenden Hauptstadt Paris. In der Tradition des Flaneurs beobachten
sie das Großstadtleben. Modische Damen, Dandys, Kinder, turbulente
Straßenszenen und ornamentreiche Interieurs visualisieren die Vibration
der Metropole des Fin de Siècle.
Die Befreiung der Farbe ist das Hauptanliegen der Fauves. Eindrucksvoll
verdeutlichen diesen Anspruch die Blätter der Serie „Cirque de Suares“
(1930) von Georges Rouault mit ihrer geheimnisvollen Zirkusatmosphäre.
Als gesellschaftliche Randgruppe leben Schausteller entgegen allen
Konventionen. Soziale Gegensätze werden im Spektakel der Manege
aufgehoben, um der Monotonie des Alltags für einen Moment zu entfliehen.
Rouault interessiert sich auch für die nachdenkliche Seite der Akrobaten
und Clowns. Bewegungslos stellt er die Artisten dar – im Gegensatz zu
ihrem Schicksal des ewigen Spaßmachens und Unterhaltens.
In der Graphischen Sammlung:
Liebe, Alltag, Akrobaten. Graphik um 1900
25.10.2019 – 12.01.2020
Eröffnung: 24.10.2019, 19 Uhr
Kurator: Dr. Thomas Köllhofer
Kuratorische Assistenz: Jennifer Meiser
Save the Date – Pressekonferenz:
Mittwoch, 23.10.2019, 11 Uhr