Signatur: bez. auf der rechten Längsseite der Sockelplatte hinten "PHH 1940"

Schreitender Löwe

1940

Philipp Harth (* 1885 - † 1968 )

Kategorie des Exponats
Skulptur
Gattung
Freiplastik
Rundplastik
Beschriftung / Signatur
Signatur: bez. auf der rechten Längsseite der Sockelplatte hinten "PHH 1940"
Erwerbungsjahr
1941
Standort
Extern -> A -> Öffentlicher Raum -> Skulpturenplatz Kunsthalle Mannheim
Erwerbungsjahr
1941
Die Vielfalt der Tierwelt bestimmt das Werk des Bildhauers Philipp Harth (1885–1968). Domestizierte und in freier Wildbahn lebende Tiere in Holz, Bronze und Stein bevölkern zeitlebens sein Atelier und seine zeichnerischen Arbeiten. Letztere dienten ihm meist als Vorstudien, die er nach ausgiebigen Naturbeobachtungen in örtlichen Garten- und Zooanlagen zu einem späteren Zeitpunkt aus dem Gedächtnis anfertigte und dann plastisch umsetzte. Weniger die Flüchtigkeit der tierischen Physiognomie und Bewegung, sondern vielmehr der jeder Tierart eigene Charakter steht im Mittelpunkt seiner Arbeiten. Eine strenge Tektonik und die Geschlossenheit der gesamten Form prägen auch die Statur des schreitenden Löwen, der Kraft und Anmut ausstrahlt. Philipp Harth und der Nationalsozialismus Insbesondere Raubkatzen wie Löwen oder Tiger symbolisierten in der Ideologie der Nationalsozialisten Macht, Stärke und Mut. Harths Skulpturen stimmten insofern mit der NS-Propaganda überein, indem sie in künstlerischer Form auf die Erhabenheit bestimmter Tierarten setzten. Der kämpferische Tiger, der Stärke ausstrahlende Löwe oder die symbolisch aufgeladene Adlerfigur in Harths realistisch-archaischer Formsprache gehörten zu den besonders beliebten Darstellungen aus dem Repertoire des Künstlers, die mit der NS-Kulturpolitik vereinbar waren. Das Verhältnis des Künstlers zum Nationalsozialismus bleibt jedoch widersprüchlich: Die anfängliche Befürwortung der Nationalsozialisten erleichterte es Harth, bis Anfang der 1940er Jahre an seine ersten Erfolge als Tierbildhauer in den 1920er Jahren anzuknüpfen und weiterhin als Künstler tätig zu sein. 1941 zog er sich aus Berlin zurück und verbrachte die letzten Kriegsjahre in Offenhausen auf der Schwäbischen Alb. Kurz vor Kriegsende distanzierte er sich zusehends von der Politik der Nationalsozialisten, die ihn 1943 wegen Denunziation von der Gestapo verhaften und seine Berliner Wohnung zerstören ließen. DENKMAL oder MAHNMAL – WIE GEHEN WIR HEUTE MIT KUNST UND IHRER VERBINDUNG ZUM NATIONALSOZIALISMUS UM? Die fragwürdigen Verstrickungen vieler Künstler und Künstlerinnen mit der Geschichte des Nationalsozialismus gingen in der Nachkriegszeit nicht selten mit einer sozialen Rehabilitierung einher. Eine der zentralen Fragen in Hinblick auf eine kultur- wie kunstgeschichtliche Neubewertung der erhaltenen und in öffentlichen Sammlungen verwalteten Kunst mit NS-Vergangenheit bleibt daher die nach der möglichen bzw. nicht möglichen Trennung von Werk und Künstler*in. In vielen Fällen hat die kritische Aufarbeitung der Künstlerbiografie auch zur Folge, dass die Entfernung eines Kunstwerks aus öffentlichen Einrichtungen und Räumen nötig wird. Bleibt eine Skulptur, muss sie zum Mahnmal der Vergangenheit und der nationalsozialistischen Verbrechen werden. Genauso wichtig erscheint die Frage, welche Denkmäler wir im öffentlichen Raum errichten wollen, die die Zukunft im Blick haben?
Creditline

Geschenk der Firma Brown, Boveri & Cie / Mannheim 1941

Inhalt und Themen
Tiere
Löwe
gehend
Kraft
Einzelfigur
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