Becoming CoBrA

Anfänge einer europäischen Kunstbewegung
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Mit der Ausstellung Becoming CoBrA. Anfänge einer europäischen Kunstbewegung nimmt die Kunsthalle Mannheim die bis in die 1930er-Jahre zurückreichenden Ursprünge einer der einflussreichsten Avantgarde-Gruppen im 20. Jahrhundert in den Blick. Während die Jahre von 1948 bis 1951, in denen CoBrA als fest umrissene Gruppe existierte, bereits vielfach thematisiert wurden, steht der vorangegangene, bisher wenig beleuchtete Enstehungsprozess des Künstlerkollektivs im Mittelpunkt der Schau. Dänemark ist dabei der Schauplatz, an dem sich Künstler*innen wie Asger Jorn, Ejler Biller, Else Alfelt oder Henry Heerup bereits ab Mitte der 1930er-Jahre mit wesentlichen Themen der späteren CoBrA-Gruppe auseinandersetzen. In ihren, zum Teil während des Zweiten Weltkriegs entstandenen Gemälden, Plastiken oder grafischen Arbeiten, nehmen sie sich die Volkskunst und Mythologie Skandinaviens  oder den Expressionismus zum Vorbild, experimentieren mit kollektiven Ansätzen der Kunstproduktion oder versuchen, das Spielerische und Spontane kindlicher Fantasie in die eigene Formensprache zu integrieren.    

In der unmittelbaren Nachkriegszeit bauen die Dänen wiederum schnell Kontakt zu Künstler*innen wie Pierre Alechinsky, Karel Appel oder Madeleine Kemeny-Szemere und Zoltán Kemény auf, die sich unabhängig von ihnen mit ganz ähnlichen Fragestellungen beschäftigen. Vor allem in Belgien, den Niederlanden und in Frankreich treffen sie dabei auf Gleichgesinnte, mit denen sie sich im November 1948 zur Gruppe CoBrA zusammenschließen.

Im Rahmen der Ausstellung geben ca. 150, jeweils vor 1949 entstandene Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Fotografien, Textilarbeiten und Keramiken späterer Mitglieder des transeuropäischen Kollektivs Einblicke in den kreativen Kosmos von CoBrA vor dessen Gründung. Sie zeigen, wie sich bereits im Kontext des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit eine neue Avantgarde bildet, die für Frieden, Völkerverständigung und eine Neudefinition künstlerischer Produktionsweisen steht.

Kurator*innen: Dr. Inge Herold und Christina Bergemann (Dr. Mathias Listl, Gastkurator)

Gefördert durch:

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Bildergalerie

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Das CoBrA-Netzwerk


Die CoBrA-Bewegung ist ein internationaler Zusammenschluss von Künstler*innen, die von 1948 bis 1951 über Ländergrenzen hinweg besteht. Einige der Mitglieder gehören bereits seit den 1930er Jahren avantgardistischen Kollektiven in Europa an. Während des Zweiten Weltkriegs setzen sie sich im Untergrund der von den Nationalsozialisten besetzten Länder für eine freiheitliche Kunst gegen Krieg und Nationalismus ein. Eine kollektive Arbeitsweise gehört dabei ebenso zur künstlerischen Haltung wie der interkulturelle Dialog in Kunst und Leben.

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Entdecken Sie das internationale Netzwerk zwischen den Künstler*innen, ihre Biographien sowie deren Verbindungen in den wichtigsten Vorgängerkollektiven von CoBrA: die dänische Gruppe Høst (Ernte), die Bewegung des Surréalisme révolutionnaire (Revolutionärer Surrealismus) in Belgien bzw. Frankreich und die Experimentele Groep Nederland (Niederländische Experimentelle Gruppe).

Jetzt entdecken

"In der gegenwärtigen Umbruchperiode kann die Rolle des Künstlers nur die des Revolutionärs sein… Eine neue Freiheit entsteht, die den Menschen gestatten wird, sich gemäß ihren Instinkten auszudrücken… und der Kunst kommt im Kampf für eine neue Gesellschaftsordnung bedeutendes psychologisches Gewicht zu."

CoBrA-Manifest, 1948

CoBrA steht für...

Der Name der Bewegung, die von 1948 bis 1951 existierte, setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Städte Kopenhagen (Copenhagen), Brüssel und Amsterdam zusammen, aus denen die Gründungsmitglieder stammen. Auch Künstler*innen aus Deutschland, Schweden, Schottland, Ungarn und der Tschechoslowakei gehören bald zu dem internationalen Netzwerk. Der Bezug zur Giftschlange Kobra steht für den progressiven Ansatz der Gruppe, sich gegen akademische und gesellschaftliche Konventionen abzugrenzen.

Ursprung in Skandinavien

Dänemark ist der Schauplatz, dem sich Künstler*innen wie Asger Jorn, Ejler Biller, Else Alfelt oder Henry Heerup bereits ab Mitte der 1930er-Jahre mit wesentlichen Themen der späteren CoBrA-Bewegung auseinandersetzen. Inspirationsquellen der Künstler*innen waren, neben der Kunst außereuropäischer Kulturen, die skandinavische Mythologie, die Direktheit der so genannten Art brut, aber auch die Kunst von Kindern.

Das Verbindende

Es gab zwar landesspezifische Unterschiede, man war sich aber in wesentlichen Punkten einig über Ziele und Programmatik. Als zentral erwiesen sich die Kriegserfahrungen und damit einhergehend das Fehlen einer sich frei entwickelnden Kunstszene. Formal verband die Künstler*innen eine expressive spontane Malweise und die Freude an reinen Farben.

In einem Satz: Worum geht´s?

Die Ausstellung zeigt, wie sich eine neue Avantgarde im Laufe der 1940er-Jahre in einer von Krieg und Unsicherheit bestimmten Zeit entwickelt und wie über Ländergrenzen hinweg eine Kunst entsteht, die sich für Frieden, Völkerverständigung und eine Neudefinition einer lebendigen Kunst einsetzen.

Ausstellungsansichten

Online durch die Ausstellung


CoBrA-Führung mit Johan Holten, Dr. Dorothee Höfert und Andrea Ostermeyer


Genießen Sie "Becoming CoBrA" bequem vom heimischen Sofa oder von unterwegs aus. Tauchen Sie bei unserer kostenlosen Online-Führung ein, in die Welt des avantgardistischen Künstler*innen-Kollektivs. Nach der Begrüßung durch Direktor Johan Holten führen die Leiterin der Kunstvermittlung Dr. Dorothee Höfert und Kunstvermittlerin Andrea Ostermeyer Sie durch die Schau.

Link zur Online-Führung

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Ausstellungskatalog


Passend zur Ausstellung "Becoming CoBrA" ist im November 2022 der gleichnamige Katalog im Deutschen Kunstverlag mit 248 Seiten und Texten von Christina Bergemann, Dr. Inge Herold, Karen Kurczynski und Mathias Listl sowie Abbildungen erschienen. Der Katalog in dt./engl. Version ist für 29,50 Euro im Museumssshop der Kunsthalle Mannheim erhältlich.

Mehr Publikationen

Flyer & Broschüren


Informationen zum Mitnehmen erhalten Sie vor Ort an der Museumskasse, in unserer Auslage oder hier online zum kostenfreien Download in deutscher und englischer Sprache.

Flyer in DE / EN (PDF)

Broschüre in DE (PDF)

Broschüre in EN (PDF)

CoBrA für Einsteiger (PDF)

Audioguide


Mit unserem Audioguide zur Ausstellung erfahren Sie mehr über die Beweggründe der Künstler*innen, hören lyrische Rezitationen und Beispiele wichtiger musikalischer Inspirationen vom New Orleans Hot Jazz bis zu den polyphonen Gesängen der Aka-Pygmäen. Kostenfrei erhältlich in der KuMa App (Android und iOS).

#KuMaBlog Beiträge

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"CoBrA ist eine Kunstform, die die Kindheit anstrebt... mit den Mitteln, die Erwachsenen zur Verfügung stehen"

von Dr. Inge Herold

Wir andere historische Künstlervereinigungen war auch die 1948 gegründete Künstlergruppe CoBrA einerseits auf der Suche...

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Nach uns die Freiheit? - CoBrAs Rebellion zwischen Krieg und Frieden

von Christina Bergemann

Die jungen Künstler*innen von CoBrA verbindet bereits vor ihrem internationalen Zusammenschluss 1948 ein engagiertes Ziel: Konfrontiert mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und der Entmenschlichung durch...

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Kunst gegen alle Regeln: Materialexperimente und Graffiti bei CoBrA

von Christiane Wichmann und Eva-Maria Winter

Mit ihren experimentellen Werken strebte das Künstlerkollektiv CoBrA einen gesellschaftlichen Wandel an. Sie wollten die Welt verändern und eine Kunst schaffen, die nicht für einen kleinen Kreis, sondern für...

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Wiederentdeckte Avantgardistinnen: Die Künstlerinnen von CoBrA

von Christina Bergemann

Die Kunst von CoBrA ist das Ergebnis eines kollektiven Austauschs, der sich bereits vor dem internationalen Zusammenschluss der Gruppe im Jahr 1948 entwickelt und im Laufe der 1940er Jahre verfestigt...

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"CoBrA ist eine Kunstform, die die Kindheit anstrebt […] mit den Mitteln, die Erwachsenen zur Verfügung stehen."

Pierre Alechinskys

Vortragsreihe zur Ausstellung

Dr. Lynette Roth

"Weiße Schatten - Anneliese Hager, CoBrA und die kameralose Fotografie"

Anlässlich der Sonderausstellung Becoming CoBrA, spricht Dr. Lynette Roth, Daimler Curator of the Busch-Reisinger Museum, über die experimentellen Fotogramme Anneliese Hagers (1904-1997), eine von nur drei Frauen - und die einzige Fotografin - in der maßgeblichen CoBrA Ausstellung von 1949 in Amsterdam. Erstmalig wird hier nicht nur das umfassende Werk dieser in Vergessenheit geratenen deutschen Künstlerin untersucht, sondern auch die Rolle von Frauen in der Geschichte der kameralosen Fotografie und die transnationale CoBrA Bewegung der direkten Nachkreigszeit.

vorgetragen und aufgezeichnet am 18.01.2023, 19 Uhr

Dr. Inge Herold

"Künstler*innenpaare im CoBrA-Kollektiv"

Innerhalb des CoBrA-Kollektivs gab es auffallend viele Paare: Else Alfelt und Carl-Henning Pedersen, Anna und Erik Thommesen, Sonia Ferlov Mancoba und Ernest Mancoba, Anneliese Hager und K.O. Götz sowie Madeleine Kemény-Szemere und Zoltan Kemény. Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich das Zusammenleben und die kreative Zusammenarbeit von Paaren gestaltete. Welche formalen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten lassen sich bei aller Individualität feststellen, welche Rolle spielte dabei das Geschlechterverhältnis, spiegelte es sich im Werk?

vorgetragen und aufgezeichnet am 01.02.2023, 19 Uhr

Dr. Mathias Listl

"CoBrA und der Krieg - Über die Anfänge einer Kunstbewegung in dunklen Jahren"

Bunte Farben, fröhliche Phantasiewesen, eine vermeintlich naive, mitunter an Kinderzeichnungen erinnernde Formensprache - denkt man an die Gruppe CoBrA, sind das die gängigsten, mit dieser transeuropäischen Bewegung verbundenen Vorstellungen. Kaum vereinbar mit diesem heiteren, unbeschwerten Bild sind dagegen die Anfänge der Gruppe unmittelbar vor und im II. Weltkrieg. Mathias Listl geht in seinem Vortrag darauf ein, wie eng die Entstehung von CoBrA mit dem weltpolitischen Geschehen der 1930er und 1940er-Jahre verknüpft ist, und wie prägend die Erfahrungen des Krieges für das Schaffen vieler Künstlerinnen und Künstler der Gruppe war.

vorgetragen und aufgezeichnet am 26.02.2023, 19 Uhr

CoBrA DIY Stempel

Die Wurzeln dieser Gruppe, die von 1948 bis 1951 existierte, reichen bis in die 1930er Jahre zurück, als sich viele der späteren Mitglieder auf die Suche nach neuen, unkonventionellen Ausdrucksformen begaben. Neben der skandinavischen Sagenwelt oder der Kunst fremder Kulturen waren sie fasziniert von der Art und Weise, wie Kinder malen und zeichnen. Mit leuchtenden Farben und ausdrucksstarken Formen schufen die CoBrA-Künstler*innen fantastische Mischwesen aus Mensch, Tier und Pflanze. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und erfinden Sie eigene Wesen mit selbst gestalteten Stempeln.
Was Sie dafür benötigen:
Moosgummi, Wachsmalkreide, Schere, Klebestift, Karton, Pinsel, Farbe (Tempera, Acryl- oder Linoldruckfarbe), Papier (weißes Papier oder Tonpapier in den Farben deiner Wahl)
Arbeitsschritte:
1. Unterschiedliche Formen auf Moosgummi zeichnen.
2. Formen ausschneiden
3. Formen auf Karton aufkleben
4. Probedruck
5. Formen werden zu Fantasiewesen zusammengesetzt
6. Auf Tonpapier stempelnes Experimentieren – über nationale Grenzen und disziplinäre Grenzen hinweg –, für eine lebendige Kunst, die nahbar, frei, wild und modern ist

Credits
Sonja Ferlov Mancoba, Komposition, 1938, Kunstmuseum Brandts, Odense © Estate Ferlov Mancoba and Galerie Mikael Andersen, Copenhagen; VG Bild-Kunst, Bonn 2022; Foto: Bent Hesby
Constant, Fantastische Tiere, 1947, Öl auf Leinwand, Kunsten Museum of Modern Art Aalborg. © VG Bild-Kunst, Bonn 2022; Foto: Niels Fabæk

CoBrA DIY Doodle (Kratzbilder)

Bereits vor der Gründung der Künstlergruppe CoBrA im Jahr 1948 verband ihre zukünftigen Mitglieder ein gemeinsames Ziel. Sie wollten eine neue, lebensbejahende, freiheitlich denkende Kunst schaffen - eine “Volkskunst”, die die Gesellschaft verändern kann. Anregungen für ihre Werke fanden sie etwa in der Literatur und Musik, in der skandinavischen Sagenwelt oder der Kunst fremder Kulturen.
Besonders waren die Künstler*innen begeistert von der Unbedarftheit und Direktheit, mit der Kinder ihre Sicht auf die Welt zu Papier bringen. Ihre Kunst ist frei, denn sie kennen die Gestaltungsregeln und Erwartungshaltungen nicht, von denen sich Erwachsene nur schwer lösen können. Machen Sie sich frei von Allem und folgen Sie spielerisch Ihrer Fantasie.
Was Sie dafür benötigen:
Papier (DIN A5), Wachsmalkreiden (verschiedene Farben), Pinsel, Tempera-Farbe (weiß und schwarz), Holstäbchen zum Kratzen
Arbeitsschritte:
1. Papier mit Wachsmalkreide bemalen, so dass keine freie Stelle bleibt.
2. Eine dünne Schicht weiße Temperafarbe auftragen.
3. Die Farbe trocknen lassen.
4. Mit dem Holzstäbchen weiße Farbschicht wegkratzen, um Fantasieformen zu zeichnen.
5. Papier mit verschiedenen Farben (Wachsmalkreide) bemalen und mit schwarzer Temperafarbe überstreichen.
6. Die Farbe trocknen lassen.
7. Mit dem Holzstäbchen schwarze Farbschicht wegkratzen, um bunte Fantasieformen zu zeichnen.

Credits
Asger Jorn, Macbeth, 1942, Stift, Tusche, Bleistift auf Papier, Museum Jorn, Silkeborg, Dänemark © Donation Jorn, Silkeborg/VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Bregnerød bei Kopenhagen, Wandbemalung von Carl-Henning Pedersen, Tür von Klaus Jorn, dem siebenjährigen Sohn von Asger Jorn, 1949 © Carl-Henning Pedersen/VG Bild-Kunst, Bonn 2022
© Donation Jorn, Silkeborg/VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Asger Jorn, Titania II, 1940–41, Öl auf Leinwand, Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, Dänemark, Dauerleihgabe: Museumsfonden af 7. Dezember, 1966 © Donatio

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