1,5 Grad

Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik
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Julian Charrière: Controlled Burn, 2022, film still © Julian Charrière; VG Bild-Kunst, Bonn

Pflanzen als Datenspeicher, Algen als Energieträger und Kleinstlebewesen als empathische Gesprächspartner: Das Ausstellungsprojekt „1,5 Grad“ beleuchtet das komplexe Zusammenwirken von Mensch, Natur und Technik und zeigt mit einem bewusst vielstimmigen Ansatz, wie die Klimakrise auf alle Lebensbereiche Einfluss nimmt. In Form einzelner Fragmente erstreckt sich die Ausstellung unter Einbezug der eigenen Sammlungspräsentation über alle Etagen der Kunsthalle bis auf das Ausstellungsgelände der Bundesgartenschau Mannheim 2023. Einzelne Kapitel beschäftigen sich unter anderem mit künstlerischen Formen von Aktivismus, der Bedeutung von Tier-Mensch-Beziehungen oder der Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Technologie. Künstler*innen wie Ernesto Neto, melanie bonajo, Marianna Simnett, Laure Prouvost, Tita Salina oder Trevor Paglen weisen dabei einerseits auf drohende ökologische Gefahren hin und betonen andererseits das Hoffnung spendende Potential von Kreativität und Innovation.

Als Partner der BUGA 23 bewegt sich die Kunsthalle Mannheim mit „1,5 Grad“ räumlich über die eigenen Museumsgrenzen hinaus: Die Künstler Olaf Holzapfel und Fabian Knecht realisieren im Rahmen der Ausstellung auf dem Spinelli-Gelände begehbare und ortsspezifische Installationen, die das Publikum zu sozialer Teilhabe einladen.

Kurator*innen: Johan Holten, Anja Heitzer, Sebastian Schneider, Pia Goebel (kuratorische Assistenz)

Künstler*innen: Apparatus 22, Lee Bae, Joseph Beuys, melanie bonajo, Daniel Canogar, Julian Charrière, Peter Fend, Lili Fischer, Eva Gentner, Kyriaki Goni, Andreas Greiner, Romuald Hazoumè, Olaf Holzapfel, Anne Duk Hee Jordan & Pauline Doutreluingne, Anselm Kiefer, Tomas Kleiner, Fabian Knecht, Jannis Kounellis, Wolfgang Laib, Marino Marini, Guadalupe Miles, Ernesto Neto, Otobong Nkanga, Trevor Paglen, Emerson Pontes / Uýra Sodoma, Laure Prouvost, Germaine Richier, Tita Salina, Günther & Loredana Selichar, Marianna Simnett, Bahzad Sulaiman, SUPERFLEX, Margaret & Christine Wertheim, Susanne M. Winterling / The Kalpana

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Medienpartner:

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Fragmente der Ausstellung

Labor

Ein Labor ist ein Ort des Experiments, der offenen Forschung und der Innovation. In dieser Hinsicht hat es viel mit der Art und Weise zu tun, wie Künstler*innen arbeiten. Gleichzeitig behandeln viele Künstler*innen Fragen aus den Feldern Naturwissenschaft und Technik – und wenden dabei bewusst Methoden der jeweiligen Disziplinen an. Dieses Fragment der Ausstellung ist der künstlerischen Forschung gewidmet. Ein weiteres zentrales Thema dieses Fragments bildet die experimentelle Beschäftigung von Künstler*innen mit modernen Technologien.

Lebewesen

Dem Grundprinzip der Koexistenz folgend ist dieses Fragment der Ausstellung nicht dem Menschen, sondern anderen Lebewesen auf diesem Planeten gewidmet – von Insekten bis hin zu gigantischen Unterwassertieren und sich auflehnenden Zuchtpferden. Die Videoarbeiten, Fotografien und Installationen machen auf das Aussterben der Arten aufmerksam, hinterfragen die kapitalistische Verwertungslogik in der Tierzucht und zeigen auf, wie Künstler*innen sich mit dem Verhältnis von Menschen, Tieren und Pflanzen auseinandersetzen.

Kosmos

Der Kosmos beschreibt nicht nur den Weltraum mit all seinen Sternen und Planeten, sondern seit der Antike auch die Welt selbst als geordnetes Ganzes. Wie in einem Uhrwerk greifen alle Bestandteile in diesem komplexen Gefüge ineinander. Die hier gezeigten Künstler*innen beschäftigen sich mit diesem System von Abhängigkeiten und werfen einen ganzheitlichen Blick auf die Welt.

Natur-Bilder

Der künstlerische Blick auf die Natur hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch gewandelt. Ein Blick in die Sammlung der Kunsthalle Mannheim zeigt eine Bestandsaufnahme und kritische Stellungnahme ausgewählter Künstler*innen. Besonders im 19. Jahrhundert bewegt sich das Bild der Landschaft zwischen arkadischem Idyll, einer erhabenen, ehrfurchtgebietenden Darstellung sowie der einsetzenden Industrialisierung mit einhergehenden Transformation von Natur.

Ressourcen

Der moderne Mensch stellt sich und seine Bedürfnisse ins Zentrum seiner Existenz. In westlichen Kulturkreisen wirken bis heute philosophische und religiöse Annahmen, wonach alles auf der Welt für den Menschen geschaffen worden sei. Jedoch lässt die sich zuspitzende Klimakrise keinen Zweifel daran, dass der Mensch den Planeten Erde an seine Grenzen gebracht hat. Die aktuelle ökologische Lage fordert auf, die moderne Lebenswelt kritisch zu reflektieren und den Umgang mit natürlichen Ressourcen neu auszurichten.

Aktivismus

Der Kampf gegen den Klimawandel hat in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Protestbewegungen hervorgebracht. Dabei kommt auch der Gegenwartskunst eine aktive Rolle zu. Viele Künstler*innen begreifen ihr Schaffen als Möglichkeit, um konkret auf Missstände und Benachteiligungen hinzuweisen – aber auch um Handlungsalternativen aufzuzeigen. Ihre Arbeiten zielen auf Mitbestimmung und Intervention.

1,5 GRAD AUF DER BUGA 23

Als Partner der BUGA 23 bewegt sich die Kunsthalle Mannheim mit „1,5 Grad“ räumlich über die eigenen Museumsgrenzen hinaus: Die Künstler Olaf Holzapfel und Fabian Knecht realisieren im Rahmen der Ausstellung auf dem Gelände der Bundesgartenschau begehbare und ortsspezifische Installationen. Sie sind eine Ko-Produktion der Kunsthalle Mannheim und der BUGA 23, die eigens für diese Großveranstaltung konzipiert und umgesetzt wurden. Das Publikum ist zu sozialer Teilhabe eingeladen und soll dazu angeregt werden, kritisch zu überdenken, wie sich der Mensch zu der ihn umgebenden Natur ins Verhältnis setzt.

Außeninstallation von Fabian Knecht

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Isolation (Brache), 2023, Courtesy Fabian Knecht und alexander levy, Berlin

Von außen betrachtet wirkt der Kubus unspektakulär, sein Inneres enthüllt aber eine Überraschung: Eine Wiese erstreckt sich über die gesamte Bodenfläche des Raumes. Es scheint, als habe der Künstler ein Ökosystem in die Architektur verfrachtet. Wer genau hinsieht, entdeckt sogar Insekten.

Tatsächlich handelt es sich aber um die Brache, die sich auch sonst an dieser Stelle befindet – der Künstler hat auf ihr einen Raum errichtet und dabei den Boden ausgespart. Die Grünfläche erscheint nun vor weißen, fensterlosen Wänden und im Licht von Leuchtstoffröhren. Der Raum erinnert an ein Museum oder eine Kunstgalerie. Allerdings werden hier keine Bilder oder Skulpturen ausgestellt, sondern die natürlich gewachsene Vegetation. Knecht verschränkt in seiner Arbeit Natur und Kultur auf eindrucksvolle Weise.

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Außeninstallation von Olaf Holzapfel

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sie werden dorthin zurückkehren, 2022/23

Handvernähtes Roggenstroh, Weidengeflecht, Holzfachwerk, Installationsansicht Bundesgartenschau Mannheim 2023 © Olaf Holzapfel

 

Die begehbare Skulptur sie werden dorthin zurückkehren von Olaf Holzapfel ist Teil der Ausstellung 1,5 Grad, die aktuell in der Kunsthalle Mannheim und auf dem Gelände der BUGA 23 zu sehen ist. Sie ist mit Stroh ummantelt, ein Naturmaterial, das seit Jahrhunderten die Landschaften Mitteleuropas prägt, so auch das Rhein-Neckar-Gebiet. Die Verwendung dieses Materials ist für Holzapfel zutiefst mit seiner Auseinandersetzung mit lokal verfügbaren Ressourcen verbunden. Den Künstler interessiert, wie sich ihr Vorkommen auf menschliche Kulturtechniken auswirkt. Ein Beispiel dafür ist die Fachwerkbauweise. Hier gibt die Höhe der Baumstämme die Größen der daraus konstruierbaren Räume vor.

Holzapfel greift bei seiner Skulptur sowohl auf diese Technik als auch auf das Flechthandwerk zurück: Die Weidenruten dienen ihm als Grundbaustein, aus dem ein seriell geprägtes Flechtwerk entsteht. Holzapfels passagenartige Skulptur steht für die Ganzheitlichkeit von Natur und Mensch, die verdrängt worden zu sein scheint, doch aktuell von progressiven Strömungen in Kunst, Architektur und Städtebau wiederentdeckt wird.

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AUSSTELUNGSKATALOG

1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik

Hrsg. Anja Heitzer, Johan Holten, Sebastian Schneider
Mit Texten von Irina Danieli, Inge Herold, Johan Holten, Eva Horn, Thomas Köllhofer, Sebastian Schneider, Gestaltung von Karsten Heller
Deutsch, Englisch
2023. 216 Seiten, 99 Abb.
Freirückenklappenbroschur
28,00 x 21,00 cm

Erhältlich im Museumsshop, Preis 32,00 Euro

weitere Publikationen

AUDIOGUIDE

Spannende und wissensreiche Informationen zu einzelnen Künstler*innen, Werken und Stationen der Ausstellung erhalten Sie über unsere kostenlose KuMaApp. Laden Sie diese ganz einfach über Ihren Apple oder Google Play Store auf Ihr Mobilgerät herunter (Kopfhörer nicht vergessen!).

Alternativ empfehlen wir Ihnen unsere Audioguide-Geräte, die Sie begleitetend zu Ihrem Ausstellungsbesuch an der Museumskasse gegen eine Gebühr von 3,- Euro ausleihen können.

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QUADRAT_KREIS

Auf dem Skulpturenplatz

Anlässlich der Ausstellung #1KOMMA5GRAD lädt die Kunsthalle Mannheim den Künstler Viron Erol Vert ein, eine für den Skulpturenplatz der Kunsthalle entwickelte Aufenthalts-Skulptur mit dem Titel QUADRAT_KREIS / ATOME SEELE SINNE in Kollaboration mit verschiedensten Gruppen und Mitbürger*innen der Stadtgesellschaft Mannheims zu aktivieren.

Inspiriert von Lukrez’ epikureischem Lehrgedicht „De rerum natura“ (Über die Natur der Dinge), wird die Skulptur an drei Tagen mit Performances, Musik, Lesungen, Workshops bespielt um einen neuen Ort für Begegnungen in und mit der Nachbarschaft und der Bevölkerung der Kunsthalle einzuleiten.

Mehr Informationen & Programm

Online-Führung: "1,5 Grad"

Direktor und Kurator der Ausstellung Johan Holten führt gemeinsam mit dem Kurator Sebastian Schneider und Pia Goebel, kuratorische Assistenz, sowie der Leiterin der Kunstvermittlung Dr. Dorothee Höfert durch #1KOMMA5GRAD.

Zur Führung

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GRÜNES ZIMMER

Partizipatives Programm zur Ausstellung

Im Zuge der Ausstellung „1,5 Grad“ lädt die Kunsthalle Vertreter*innen lokaler, interkultureller Communities, Verbände und Einrichtungen aus den Bereichen Klima, Naturschutz, Wissenschaft, Umwelt, Gesellschaft und Soziales dazu ein, ihre Veranstaltungsideen einzureichen. „1,5 Grad“ beleuchtet das komplexe Zusammenwirken von Mensch, Natur und Technik und zeigt mit einem bewusst vielstimmigen Ansatz, wie die Klimakrise auf alle Lebensbereiche Einfluss nimmt. Wie können WIR als Individuum und in der Stadtgesellschaft, angesichts der in der Ausstellung angesprochenen Aspekte ins Handeln kommen? Wie können Initiative und Kreativität Einzelner sowie zivilgesellschaftlicher Gruppen besser gefördert und vernetzt werden? Wie kann die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel inhaltlich inspirierend und motivierend werden? Mit diesen Fragen lud die Kunsthalle ein, Veranstaltungsideen einzureichen.


Kontakt:

Dörte Ilsabe Dennemann, Dipl.-Kulturw.
Programmkuratorin / Veranstaltungsmanagement
Telefon: +49 621 293 6432
E-Mail: doerte.dennemann@mannheim.de

 

Das „Grüne Zimmer“ wird ermöglicht durch die Commerzbank Stiftung

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